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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 231
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nach nicht unwahrscheinlich gewesen wäre. Eberhard II. regierte übrigens nicht
lange; schon 1498 wurde er seiner Herrschaft entsetzt.

Vielleicht hing aber die Ernennung Widmanns mit einem Schreiben zusammen,
das unterm 29. November 1497 aus Baden-Baden nach Tübingen ergangen war.
Der Absender war kein Geringerer als Markgraf Christoph I., Widmanns früherer
Herr. Die Beziehungen Widmanns mit Baden mögen in den vergangenen Jahren
nicht abgebrochen sein, so wenig wie die mit Straßburg, von denen wir genauere
Kunde haben. Widmanns Gattin war ja eine geborene Badnerin, sicherlich gab
es Verwandte in der Bäderstadt, auf jeden Fall Bekannte, Jugendfreunde der
Frau und andere. Es kann auch nicht bezweifelt werden, daß man am markgräflichen
Hof den Tübinger Aufstieg Johann Widmanns mit Interesse verfolgte. So
mag mancher Brief herüber und hinüber gegangen sein, auch darf man vermuten,
daß Widmann schon um jene Zeit im Sommer nach Wildbad kam, wo er mit
seinen Straßburger Freunden zusammentraf. Von Wildbad wissen wir es; aber
warum sollte man sich nicht auch in Markgrafenbaden, in der Heimat der Frau,
in der Stadt, in der die Kinder ihre ersten Jahre verbracht hatten, mit den
Freunden aus der Reichsstadt getroffen haben?

Wenn das auch nur Vermutungen sind, gewiß, aus der besonderen Situation
jenes Jahres Vermutungen mit guten Gründen, so ist das Angebot des badischen
Markgrafen aus den gleichen Gründen noch weit verständlicher. Es besteht wohl
kein Zweifel, daß der badische Hof den Leibarzt Widmann seinerzeit nicht gern
hat nach Tübingen gehen sehen. Gewiß, man ist zweifellos in aller Freundschaft
geschieden, man hat sicherlich gelegentliche Verbindung aufrechterhalten. Nun war
aber ein Fall eingetreten, der nahezu eine Parallele darstellte zu den Ursachen der
ersten Berufung Widmanns an den markgräflichen Hof in Baden-Baden. Wieder
ist ein Regent gestorben, der schwäbische Nachbar Herzog Eberhard.

Sicherlich hat man dann auch in Baden-Baden von den Redereien über den Leibarzt
gehört, hat sie aber offenbar nicht geglaubt. Ebenso wird man um die zunächst
vorhandenen mißtrauischen Spannungen gewußt haben, die zwischen dem
fürstlichen Nachfolger, Eberhard IL, und Widmann bestanden und die dazu
führten, daß Widmann zunächst nicht mehr als Leibarzt genehm erschien. Das
Beispiel seines Freundes Reuchlin warnte: der hatte eilends sich dem Zugriff des
neuen Herzogs und seines Günstlings, des ehemaligen Augustiners Dr. Konrad
Holzinger, entzogen. Was lag da näher für den alten Herrn Widmanns, den Markgrafen
Christoph von Baden, als zu versuchen, ob unter diesen Umständen der
Tübinger Professor und abgebaute schwäbische Leibarzt nicht geneigt sei, wieder
nach Baden-Baden zurückzukehren. Hier konnte er einer herzlichen und vertrauensvollen
Aufnahme gewiß sein.

Es kommt aber noch ein anderes hinzu. Offenbar hat man am wirtembergischen
Hof die einfachste Erledigung gewisser Spannungen nach bewährtem Muster darin
gesehen, daß man Widmann fortlobte. Mindestens deutet die Bestallungsurkunde,
erlassen durch den badischen Markgrafen Christoph I., die aber erst ab 15. August
1498 gültig werden sollte, darauf hin; denn dort heißt es, noch lesbar: „durch
ernstlich bitt . . . Herzog Ulrichs von Wirtemberg". Nach der Deutung Hallers

16 Die Ortenau

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