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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 233
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Widmann zu seinem Leibarzt, das Gehalt setzte er auf 200 Gulden fest, dazu kam
natürlich alles andere an Naturalien, was er schon bisher hatte; ferner erhielt
Widmann nun Anspruch auf Dotationen für Reisen, er bezog zwei Gülten (Steuererhebungen
) von zusammen 174 Gulden: das war damals ein beträchtlicher Wert.
Daneben hatte Ulrich ihm einen Sonderauftrag erteilt, der die Wiederaufnahme
früher schon geübter medizinischer Verwaltungspraxis bedeutete: Widmann sollte
dafür sorgen, daß Stuttgart über genügend geschickte Hebammen verfügte — 8 für
die Altstadt, 3 für die Liebfrauenvorstadt und 2 für die Eßlinger Vorstadt. Außerdem
erhielt er dann im Jahre 1500 den Auftrag, die Apotheken der Residenz in
Ordnung zu bringen und zu beaufsichtigen.

Schließlich darf man wohl nicht übersehen: längst war Widmann in Tübingen auch
ein seßhafter Bürger geworden; schon 1486 hatte er in der Münzgasse ein Grundstück
für 47 Gulden und 1 Pfund erworben und ein stattliches Haus darauf erstellt.
Allerdings verkaufte er es am 6. März 1498 — dies Datum ist selbstverständlich
ein besonderer Hinweis auf die dort noch feststehende Ubersiedlung nach Baden-
Baden! Aber, nicht minder bezeichnend, es sollte wenigstens in der Familie bleiben,
denn der Käufer war sein Schwager Krütlin von Degerloch; 800 Gulden mußte er
dafür bezahlen, eine hübsche Summe. Der Bau sollte übrigens noch weiterhin Bedeutung
in der Geschichte der Sippe Widmann haben. Denn dieses Haus, „so der
hochgelert unser liebe getruwer und lybartzat doctor Johans Möchinger gebuwen
hat", schenkte am 19. Oktober 1507 Herzog Ulrich seinem Kanzler Lamparter —
einem Schwiegersohn Widmanns!

So blieb also der Professor der Medizin Dr. Johannes Widmann in seiner
schwäbischen Heimat in Amt und Würden. Indessen scheinen doch die letzten Jahre
— es waren unruhige Jahre für alle — seine Gesundheit angegriffen zu haben.
Widmann ist mittlerweile sechzig Jahre alt geworden, in jener Zeit ein hohes Alter.
Es stellten sich allerlei Beschwerden ein. Und so läßt sich der Professor der Medizin
von der Universität 1499 zu einer Bäderkur nach Wildbad beurlauben.

Es war dem Arzt und Professor aber offenbar nicht etwa nur um seine persönliche
Gesundheit zu tun. Wenn er ins Bad ging, tat er das zugleich mit dem
Interesse eines Forschers, der sich und andere Kranke beobachtete und die Heilkraft
der Thermen für bestimmte Erkrankungen festzustellen bemüht war. Es war
ohnehin eine Zeit, da man viel von Bäderkuren hielt, die Zahl der berühmten
Leute jener Tage, in deren Urkunden von Badeurlaub berichtet wird, ist erstaunlich
groß. Die Wildbader Kur diente also Widmann auch dazu, einige in der damaligen
medizinischen Welt bedeutsame Fragen unmittelbar zu studieren, um zu einwandfreien
therapeutischen Erkenntnissen zu kommen, denn das Ergebnis seiner Untersuchung
zu Wiltpaden liegt als ein historisch und medizinisch bedeutsames Werk
dieses Arztes und Professors vor.

Widmann hat das württembergische Thermalbad des öfteren besucht; sein Herr,
Eberhard I., war ja auch häufiger Gast der warmen Quellen gewesen, deren
geologischen Zusammenhang mit dem Liebenzeller und dem Baden-Badener
Thermalwasser wenige Jahrzehnte später Paracelsus vermutete. Auch Wildbad war
in jenen Jahrzehnten, ähnlich wie die markgräfliche Bäderstadt, sommerlicher

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