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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 241
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Friedrich Hecker (1811 — 1881)

Der eigentliche Held der badischen Erhebung war und blieb jedoch Friedrich
Hecker (Bild beim Heckerlied). Dies ist erstaunlich, denn nur sehr kurze Zeit
führte er die Aufständischen an, doch gab er der Bewegung das Symbol, den
Heckerhut. Nach dem wehmütigen Ende der Auflehnung vom April 1848 flüchtete
er zunächst in die Schweiz. Dort überwarf er sich mit seinen Gefolgsleuten; sie
waren ihm zu lax, er galt in ihrem Urteil als Hasardeur und Glücksritter. Kurz
entschlossen trat er in Le Havre die Überfahrt nach Nordamerika an.

Über den Empfang bei der Landung in New-York schwirrten anfänglich
Gerüchte von phantastischen Feierlichkeiten über den Ozean. Sie wurden durch
Augenzeugen rechtzeitig auf das richtige Maß zurückgeschraubt:

„So ist das Wahre daran: Die ehemaligen Aufständler wurden von einer Anzahl
deutscher Demokraten mit langen Bärten auf dem Schiff in Empfang genommen
und in das deutsche Shakespeare-Hotel geleitet, wo man viel trank, lärmte und
sich endlich verprügelte. — Der eigentliche Amerikaner blieb dabei ganz theil-
namslos."

In Cincinnatti gründete Hecker eine erste deutsche Turngemeinde. Obwohl er
von der provisorischen badischen Regierung unter Lorenz Brentano 1849 aufgefordert
wurde, zurückzukehren und in den Landesausschuß einzutreten, griff er
in das revolutionäre Geschehen des Jahres 1849 nicht mehr ein.

Bei Ausbruch des amerikanischen Bruderkriegs 1861 stellte er sich als Fünfzigjähriger
in die Reihen der Nordstaaten-Armee. Er wurde Oberst des 82. Regiments.
Sein Tagesbefehl vom 22. Juni 1861 spiegelt noch den alten, hartnäckigen, fanatischen
Radikalismus:

„Wenn wir im Kampfgewühl uns umhertummeln, so laßt uns eingedenk sein der
großen Sache, für die wir fechten! Laßt uns nicht Gefangene machen, die, dem
heiligsten Versprechen zum Trotz, doch gleich wieder in die Reihen der Hochverräther
treten würden. Nein, wir wollen keinen Pardon von den südlichen
Feinden, aber wir geben auch keinen. Die südliche Aristokratie muß gebrochen
werden, wenn die Freiheit gedeihen soll. Wer von euch mich dieser Fahne den
Rücken wenden sehen sollte, den fordere ich auf, mich zu töten . . . Und ich küsse
hiermit diese Fahne, das heilige Eigenthum unseres Regiments."

Von diesem Schwulst und Geflunker hebt sich wohltuend ab, wie die oberste
Leitung das Heer ermahnt, den Sonntag zu heiligen. Hier sprechen noch Gesinnung,
Haltung und Verantwortung der einstigen Pilgerväter, hier wahrt und achtet man
noch das Vermächtnis William Penns:

„Außer im Falle eines feindlichen Angriffs oder einer unabweisbaren militärischen
Notwendigkeit sollen die Truppen den Tag des Herrn in Ruhe und Andacht verbringen
. Alle Arbeit ist am Sonntage einzustellen. Die Mannschaften sollen dem
Gottesdienst beiwohnen, den übrigen Theil des Sonntags größte Stille und Anständigkeit
wahren."

Die Amnestie Großherzog Friedrichs von Baden 1860/1861 wurde von Hecker
kaum beachtet. Er glaubte in jenen Tagen, „seinem Adoptiv-Vaterland, das sich in

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