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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 251
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Unterdessen war ihm der Prozeß gemacht worden: „Der Cameralpraktikant
Amand Goegg von Renchen, früheres Mitglied der provisorischen Regierungstrias,
wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Er ist flüchtig. Goegg leitete unter
der provisorischen Regierung das Finanzwesen, daher die gegen ihn gleichzeitig
gerichtete Schadensersatzklage sich über Hunderttausende beläuft."

Sehr im Gegensatz zu vielen Leidensgefährten konnte Goegg in der Neuen Welt
nie heimisch werden. Sobald die Amnestie einen Weg bot, kehrte er nach Renchen
zurück. Er schloß sich der „Liga für Frieden und Freiheit" in Genf an. Zum
Bismarckreich fand er wie Friedrich Hecker keine Brücke; es blieb für den ewigen
Revolutionär „ein Polizeistaat ohne eigentliche Verfassung".

In der Schrift „Aufschlüsse über die badische Revolution 1849" legte er Rechenschaft
über sein Vorgehen ab und beklagte sich bitter über das Versagen von
Brentano und das Hasardspiel Struves.

Joseph Fickler

Der unruhige Geist im Bodenseegebiet war Joseph Fickler, der Redakteur der
linksliberalen „Seeblätter". Durch sein schroffes Zugreifen gewann er sich bedeutenden
Anhang. Als in den letzten Revolutionstagen das Gerücht umging, er sei von
der Stuttgarter Polizei verhaftet worden, wetterte der Buchdruckerei-Besitzer Ernst
Riecker in seiner „Tübinger Chronik":

„An diesen Mann haben königliche Schergen Hand angelegt. Erkennt daraus,
daß auch Könige, welche die Reichsverfassung beschworen haben, ihr Wort nicht
halten. Erhebt euch daher mit den Waffen in der Hand wie ein Mann gegen eine
Regierung, welche als offene Gegnerin des deutschen Volkes auftritt."

Trotz dieser gewiß sehr massiven Ausdrucksweise seines Mandanten erreichte
der Verteidiger ein „Nicht schuldig" und den Freispruch.

Joseph Fickler konnte unterdessen über Ulm die erstrebte Freistätte der Schweiz
erreichen. Wegen „Proklamationen und Aufsätzen in 59 Nummern der Seeblätter"
wurde er am 30. November 1849 in Abwesenheit der „Majestätsbeleidigung und
des Hochverraths" schuldig befunden. Da man seiner nicht habhaft werden konnte,
hielt man sich an die Konstanzer Drucker Peter Forster und Johannes Ev. Staader.
Man warf den beiden vor, „ein System der Lüge und der Verneinung ohne Unterschied
unterstützt und eine Wühlerei ohne Maß betrieben zu haben". Forster erhielt
sechs Jahre Zuchthaus, Staader deren vier.

Einer von den Volksschullehrern

Der Heidelberger Lehrer Stay hatte versucht, die fortschrittlichsten der Volksschullehrer
zu einer Kampfgemeinschaft zusammenzuschließen. In den hohen Tagen
der Revolution redigierte er die entschieden links gerichtete Wochenschrift „Die
Republik".

Das Standgericht schlug hart zu und ahndete ihn bei Abwesenheit mit zwanzig
Jahren Zuchthaus. Der von ihm gegründete „Allgemeine Lehrerverein" war wegen

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