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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 257
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Geburtsfestes Seiner Königlichen Hoheit unseres gnädigsten Großherzogs Leopold"
und ein Baden-Badener Hofpoet verstieg sich zu einem salbungsvollen Hymnus:

„Hier auf blutbenetztem Boden
grüßt Dich Deine Heimatstadt,
die, als Menschen sie bedrohten,
Gottes Hand gerettet hat."

Alle schönen Worte halfen indessen nicht darüber hinweg, daß die Glut noch
unter der Asche weitergloste und vom geringsten Luftzug wieder zur Flamme aufgefacht
werden konnte. Die Stimmung bestimmter Kreise enthüllt ein Drohbrief,
der einem der Rastatter Untersuchungsrichter unter die Haustüre geschoben wurde.
Das Schreiben klingt bombastisch, sein Untergrund ist echt:

„Blutgericht! Habt Ihr noch nicht genug Bürgerblut vergossen? Glaubt Ihr damit
die fürstlichen Bluthunde auf ihren Thronen zu befestigen? Nein, nie und nimmermehr
!

Fahrt nur fort, ihr fürstlichen Henkersknechte! Das Blut, das ihr vergießt, wird
bald nach Rache schreien und über euern Köpfen zusammenspritzen. Und denkt
nur, daß das Blut, das ihr an unsern Vätern, Brüdern und Freiheitskämpfern
vergießt, die beste Nahrung für unseren Revolutionsboden ist, von dem wir noch
nicht gewichen sind und auch nicht weichen werden, solange die fürstlichen Mörder,
Schergen und Spitzbuben ihn nicht verlassen haben. Hier überschicke ich euch
Volksmördern euern Siegesfahnen! Steckt ihn auf das badische Mordhaus zum
Zeichen dem Volke! Denn bald wird eine andere Zeit kommen, wo Gott der
Allmächtige sein Schwert der Gerechtigkeit aufheben, um uns zu rächen und euch
und euerem Blutgericht sein Urtheil sprechen wird. Wehe euch, wenn die Kerker
sich öffnen und die Stunde der Rache schlägt und über euch hereinbricht! Ihr
dürft denken, daß die Zeit nicht mehr fern ist. Soviel euch Volksmördern zur
Nachricht.

Mit diesen Worten will ich schließen und euch bald mit einer Guillotine begrüßen
."

Man hielt badische Truppen nicht mehr für zuverlässig, die Rheingrenze gegen
Frankreich zu schützen. Daher wurden badische Regimenter vorerst nach Preußen
verlegt, die Reiterei nach Brandenburg, die Fußtruppe nach Köslin. Noch am
20. Dezember 1850 verlängerte man den Kriegszustand im Großherzogtum auf
weitere vier Wochen. Die Polizeistunde blieb auf zehn Uhr festgesetzt, alle Gaststätten
waren zu dieser Stunde zu schließen. Personen, die sich in der Dunkelheit
herumtrieben, waren sofort festzunehmen. Streng verboten hielt man das Tragen
von Hüten mit breiten Krempen, sogenannten „Heckerhüten", von roten Schärpen
und Bändern, sowie sonstiger revolutionärer Abzeichen. Untersagt war selbstverständlich
auch das beliebte Schießen in der Neujahrsnacht.

Am 12. November 1850 wurden die badischen Truppen aus Norddeutschland
zurückbeordert. Das „Wochenblatt für Baden und Bühl" konnte beruhigend melden:

„In wenigen Tagen werden nur noch badische Truppen innerhalb der badischen
Landesgrenzen stehen."

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