Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 6
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0018
Kern richtig: zu jedem Grundbesitz, jeder Curia, gehörte das Haus des Grundherrn
. Im Gegensatz zu den Lehmhäusern der Bauern war es meist aus Stein
und in Turmform gebaut, da es „Schutz und Schirm" zu bieten hatte. Es wurde
vom Grundherrn selbst oder seinem Beauftragten, dem Vogt7), bewohnt, war
Gewalt- und Verwaltungsmittelpunkt und repräsentierte so die Herrschaftsgewalt,
bzw. wurde mit dieser identifiziert. Ohne Haus war keine Herrschaft möglich. Um
auf seinen Besitzungen im Renchtal „Herr" sein zu können, mußte 1271 der Graf
von Fürstenberg sich als „Seßmann", d. h. Miteigentümer auf der Ullenburg, einkaufen8
). Und die Größe einer solchen „Burg" zeigt uns die Urkunde von 1235
über den „Steinturm" der Herren von Winterbach, die diesen damals mit der dazu
gehörenden Curia an das Kloster Allerheiligen verkauften und selbst nach der
Schauenburg zogen. Übrigens ist bezeichnend, daß auch diese Riesenburg rechtlich
in Anteile aufgeteilt war, die aus jeweils einem Turm bestanden, der eben die
Funktion des Herrenhauses für eine Curia ausübte. Nur die Widemgüter hatten
keinen solchen Turm; hier vertrat der Kirchenbau die Stelle des Schutzhauses und
war ja auch wie alle Schutztürme besonders rechtlich gesichert. Turm und Kirche
sind immun und gewaltsamem Zutritt als Friedensplatz gesperrt9). Sogar die
Funktion des Turmes als Sicherungsspeicher haben die Kirchen durch Einbau von
„Gaden" in den Dachgeschossen für die einzelnen Mitglieder der großen Hofgemeinschaft
übernommen. Wenn Allerheiligen als Kloster im Jahre 1318 die
„Burg" Friedberg neu angelegt hat, so sicherlich nicht, um etwa kriegerisch die
Straße zu sperren, sondern um sich für neu gekaufte Güter, die nicht Kirchengut
im rechtlichen Sinne waren, als Grundherr zu legitimieren. Tatsächlich hat dann
der Bischof bereits ein Jahr später dieses Grundherrnhaus gegen ein Rebgut in
Tiergarten, das zu seinem „Eigenbesitz" gehörte, umgetauscht, denn das Kloster
konnte ja die mit dem Haus verbundene Heeresfolgepflicht nicht erfüllen. Ihm
war es lediglich um die Einkünfte zu tun.

Solche grundherrlichen Häuser können also nachgewiesen werden für Nußbach
(Fürsteneck), Gaisbach (Schauenburg), Renchen (Schloß), Bottenau (Bellenstein),
Winterbach (für die Curien Winterbach, Ellisweiler und Reichenbach, also längs
des rechten Renchufers), Sendelbach (Schlößle an der Steig), Ramsbach rechts
(Traierjörgenschlößle), Hubacker (Neuenstein), Ramsbach links (Bärenburg),
Maisach (bei der Schloßbrücke) und Erlach (vage Erinnerungen an einen Ortsadel).
In den übrigen Orten bleibt es, da keine Spuren mehr vorhanden sind, bei Vermutungen
. Noch im landesherrschaftlichen Weistum desRenchtals von 1383 werden
45 Huber aufgezählt, die „freie Leute sein müssen", d. h. voll wehrfähig waren
wie ihre ehemaligen Grundherren, so daß wir, da Ulm bereits abgetrennt ist,
ursprünglich mit etwa 14 solcher Steinhäuser rechnen können. Mit Haslach, Stadelhofen
und Zusenhofen wäre die Zahl erfüllt10).

7) In „Vogt" steckt das Wort „walten". Er hat die Ge-walt und Ver-waltung.

8) Er hatte das feste Haus Fürsteneck verloren.

9) Gewaltsames Eindringen wurde als „Entwerung" streng bestraft. Nur die Landesherrschaft konnte nach
förmlichem Gerichtsverfahren und Erklärung des Hauses als „Raubhaus" oder „Diebshaus" Einlaß erzwingen.

10) Hier wäre auch auf die Namen der Orte hinzuweisen. Gemeinsam gegründet, wurden sie nach ihrer
Lage unterschieden und erhielten meist die Namen der am Platze vorherrschenden Baumsorte des Waldes

6


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0018