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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 15
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kennen, wie die Prophetie auf die Menschen und die Mächtigen, welche Fürstenmacht
zu vergeben haben, einwirkte und wie sie der Prophetie entgegenkommen
wollten, damit ja nichts versäumt würde und ihr Erkorener Friedrich (aus dem
Hause Aragon, Sohn der Staufertochter Margarete) zunächst König von Sizilien
würde, von beiden Sizilien, wie sie sein Vorfahr Manfred besessen hatte.

Der bei Fürsten und Volk berühmteste Heilkünstler Europas war damals
Arnald von Villanova, eine einmalige Gestalt im Leben der Völker. Er war Leibarzt
von Königen und Päpsten, wurde zugleich Berater, Hausgenosse, Freund aller
dieser gekrönten Häupter, wurde von diesen als Gesandter für heikle diplomatische
Missionen verwendet. Ständig zog er zwischen den abendländischen Residenzen
hin und her, wobei stets Boten hinter ihm her forschten, um ihn in zahllose
dazwischenliegende Städte und Burgen zu holen, ein Fürst im Reiche der
Kunst, der Wissenschaft und der Herzen. Vor allem war er ein Meister des überredenden
, magischen Wortes. Seine magnetopathische Einfühlung enthüllte ihm
die verborgenen Heilkräfte der Kräuter und ihrer Mischung. Er braute sich seine
Wundertränke selbst und gab jedem ein Stück seiner zauberischen Seele mit, einen
Strom glühendsten Vertrauens als weitere Wirkkraft. Mit der dichterischen Kraft
einer seltenen Seele suchte er jeweils auch den bei jeder körperlichen Krankheit
mitschwingenden seelischen Mangel zu beheben. So schrieb er neben seinen medizinischen
Büchern auch apokalyptisch vergeistigte Bücher der Lebens- und Regierkunst
. Dieser Magier besaß auch eine Aufzeichnung der Weissagung der erythrä-
ischen Sibylle. Von ihm wurde die Prophetie eindeutig auf Friedrich von Sizilien
gedeutet. Allüberall warb er dafür, damit die Herzen bereit wären, wenn der
Erkorene käme. In weiten Bereichen des Abendlandes, nicht nur in Sizilien, wurde
daher der Start Friedrichs von Sizilien als des großen Welt- und Friedensfürsten
sehnsuchtsvoll erwartet.

Bei der Huldigung der sizilischen Stände vor Friedrich nach seiner Krönung
sprach auch der Admiral Roger de Loria als Sprecher der erlauchten Versammlung:
„Drei Gründe bewegen die Stände Siziliens bei dieser Huldigung: Erstens seid Ihr
der 3. Sohn Eures Vaters Pedro. Zweitens seid Ihr der 3. Friedrich aus Staufer-
blut, der die Herrschaft über Sizilien führt, und drittens werdet Ihr der 3. Friedrich
, der Kaiser werden wird. Das sind die Kennzeichen eben jenes 3. Friedrich,
von dem die Prophetien reden, der kommen und Herr des Reiches sowie des
größten Teiles der Welt sein wird!" Das alles ist durch amtliche Berichte auf uns
gekommen. (Siehe K. Hitzfeld, Studien über König Friedrich III. von Sizilien,
wo auch die sonstigen Quellen verzeichnet sind.)

Der deutsche König Heinrich VII. aus dem Hause Luxemburg war 1309 zur
Kaiserkrönung nach Italien gezogen, was durch das kriegerische Gegenspiel des
Königs Robert von Neapel (= Festlandsizilien) fast unmöglich wurde und den
neuen Kaiser beinahe zu schimpflichstem Rückzug getrieben hätte, wenn nicht
Friedrich III. von Sizilien dem Kaiser mit Bündnis und vielem Geld beigestanden
wäre. In einem Geheimvertrag planten sie, den König Robert von Norden und
Süden zugleich anzugreifen, um ihn endgültig zu vernichten, wie es in der Weissagung
vorgesehen war als Vorstufe zum Weltkaisertum. Der Krieg begann ver-

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