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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 16
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heißungsvoll, und das Schlußergebnis war nicht mehr zweifelhaft. Da starb plötzlich
und gänzlich unerwartet der junge Kaiser, und sein Gefolge löste sich rasch
auf. Friedrich von Sizilien mußte sich dann allein seiner Haut wehren, und alle
seine Hoffnungen zerrannen zu Wasser. Uns Deutschen aber hat die Prophetie
dadurch einen hoffnungsvollen Kaiser geraubt.

Ebenso düster und verhängnisvoll war im alten Deutschland das unheimliche
Walten der großen Weissagung unter den Menschen, die gar zu gern einen Blick
in eine noch lichtvollere, bequemere und sorglosere Zukunft werfen möchten. Da
schien zunächst der Habsburger Friedrich III. von Österreich (zubenannt der
Schöne) der Mann des Schicksals zu sein. Der Mißerfolg der Waffen entschied
freilich gegen ihn. Allein der Sieger Ludwig der Bayer wollte der Wucht der
Weissagung ausweichen und machte den unterlegenen Helden der Prophetie zu
seinem Mitkönig, eine Einmaligkeit in der deutschen Geschichte und nur erklärlich
aus der verborgenen Angst vor der magischen Sagung. Ohne bemerkenswerte Tat
starb dann der übergangene Vorträger des Prophetentraumes.

Der Friedrichname war im habsburgischen Hause selten. Um so näher gehören
die wenigen Träger dieses Namens zur Prophetie. 100 Jahre später wurde dann
Friedrich von Steiermark, der Sohn des Erzherzogs Ernst des Eisernen, ohne sein
Zutun und ohne ausdrückliche Bewerbung zum deutschen König gewählt. Der
Finger der Weissagung hatte zu deutlich schon vorher auf ihn getippt, so daß die
Wahlfürsten nur mithelfen konnten, ihn auf den vorausverkündeten Pfad der
Weissagung zu schieben. Dem staunenden Volk verkündeten die Moritatensänger,
daß man in der Stadt Dortmund beim Abbruch eines uralten Gebäudes eine wurmstichige
Lade gefunden hätte. Darin war eine Weissagung der erythräischen Sibylle,
welche die Erwartung der Menschen auf diesen Friedrich von Steiermark lenkte:
„Frieden und Recht wird er überall zur Herrschaft bringen. Jeder ist sein eigener
Herr. Die Fürsten werden gedemütigt. Unser Friedrich wird die gottgewollte
Ordnung unter den Ständen von Kirche und Reich wieder aufbauen. Seine Oberhoheit
werden alle christlichen Könige der Erde anerkennen, und es wird ein
Fürst und ein Volk sein. Das wird der Anfang des goldenen Zeitalters sein, wo
alle Seufzer der Bedrückten ein Ende haben, bis der letzte Kampf mit dem Antichrist
anheben wird!"

Obgleich Friedrich der Schöne als König ein Friedrich III. war, nannte sich der
neue König wiederum Friedrich III. Wie alle Friedriche kam auch er nicht von der
Magie der Dreizahl los. Es war also kein Zufall.

Unser neuer Friedrich III. wurde aber nicht ein tätiger Kämpfer der Weissagung
wie jener Friedrich III. von Sizilien, sondern lauerte vielmehr tatenlos darauf,
daß ihn die hohe Macht unversehens in die Rolle des Weltkaisers schöbe. Statt
dessen aber geriet das hl. Reich in einen Zerfall, aus dem es dann mit vieler Mühe
sein Sohn Maximilian wieder herausführen mußte.

Im Zeitalter Maximilians wies die Prophetie zuerst auf den sächsischen Kurfürsten
Friedrich III. von Sachsen-Wittenberg. Hören wir darüber Luther selbst
(in seinen Tischreden): „Ich hab oft in diesen Landen, als ich ein Kind
war, eine Prophetie gehört, Kaiser Friedrich würde das hl. Grab erlösen. Und wie

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