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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 19
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Böhmen groß und mächtig machen und zum ersten Volk der Erde! Seine angestammte
Rheinpfalz um das Heidelberger Schloß, seine Oberpfalz mit Amberg ballten
sich nun mit der Ländermasse des Königreichs Böhmen-Mähren zu einer stattlichen
Macht. Er vergaß auch nicht, sich vorbedeutend gleich Friedrich III. zu nennen.

Allein das kleine, aber trefflich geschulte Heer Tillys besiegte die überlegene
Macht der Böhmen. König Friedrich, der Winterkönig, wie man ihn freilich erst
hinterher spottend taufte, floh auf abenteuerlichem Weg nach England. In Prag
folgte dann ebenfalls die Sühne.

1806 war das alte deutsche Kaiserreich untergegangen. Jetzt wurde die enttäuschte
Kaiserhoffnung noch zusätzlich durch die Prophetie ernährt und großgezogen
, was durch die Blütezeit der deutschen Romantik noch zu tiefinnerst
gefördert wurde. Mit dem Geschichtlichen erkannte man erstmals auch das Unver-
stehbare und Geheimnisvolle als wirkende Kraft im Leben der Völker, im Leben
der Welt, im Leben des einzelnen. Das war fruchtbarster Wuchsboden für die
lockende Prophetie. Die Sehnsucht nach einem Kaiser, im tiefuntersten Grunde
nach dem Kaiser der Prophetie, wuchs ins Unfaßbare. Es war dann eine erschütternde
Ernüchterung für die Kaiserjünger, als der König Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen die ihm aus den Händen des Volkes angebotene Kaiserkrone ablehnte
. Die Enttäuschung in ihrem unterschichtigen Drang machte sich Luft in den
Aufständen des Jahres 1849. Derselbe König, der als Volkskaiser ausersehen war,
hat dann die meisten der Volksaufstände, z. B. auch in Baden, durch seine Truppen
niedergeschlagen.

Hat es denn noch nicht genug dritte Friedriche gegeben? Seit dem Tod des
Habsburger Kaisers Friedrich III. im Jahre 1493, der ja in Wirklichkeit schon der
4. war, sind zwar die Hauptmerkmale der Heldengestalt im Kerne die gleichen
geblieben. Im Namen des verheißenen Weltenbeglückers sind jedoch Wandlungen
eingetreten. Zunächst fiel das heraushebende Kennwort der Dritte und schließlich
sogar der Friedrich-Rufname selbst als unwesentlich weg. Er blieb nur als ersehnteste
Eigenschaft erhalten, er sollte ja der Friedenreiche, der Friedenbringende,
sein. Aber stets und unerschütterbar blieb die alte Friedrichs g e s t a 11 als solche.
In jeder späteren Zeit wird das stets gleiche Grundskelett der Gestalt durch zeitgemäße
, zeitnötige Merkmale mehr oder weniger reichhaltig umsponnen. Es ist
immer das, was die Zeitgenossen als besonders heilenswert oder erstrebenswürdig
angesehen haben.

Doch brach später die Dreizahl beim Friedrichnamen urtümlich wieder durch,
denn sie gibt ohne Frage die gewisseste Gewißheit, daß der Träger eines so geheimnisumwitterten
Symbol-Namens auch wirklich der Vorausverkündete ist, und
reiht ihn in unbedingtem Vorrang vor jeden andern. Das flackert nun im 19. Jahrhundert
besonders seltsam auf. Der erste Kaiser des 2. deutschen Kaiserreiches, Wilhelm
L, war je älter je mehr eine ehrfurchtgebietende Gestalt, ein königlicher König,
geworden, dem die Liebe des deutschen Volkes, ja auch die volle Hochachtung der
übrigen Welt gehörte, so daß er später oft als Wilhelm der Große umschmeichelt
wurde. Ist nun etwa ihm die Friedrichgestalt übergestülpt worden? Keineswegs.
Niemandem fiel so etwas ein, obgleich seine Lebensbahn nicht schlecht zur Pro-

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