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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 22
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Die Ritterschaft der Ortenau

in der spätmittelalterlichen Wirtschaftskrise*)

von Hans-Peter Sattler

Kapitel II

Vermögensgröße und -Verschiebungen, geographische Streuung
und Struktur des Besitzes der Ortenauer Ritterfamilien

1. Vermögensgröße

Wert und Größe des Besitzes und damit der Einkommen nur annähernd zu'bestimmen
, war auf dem Umweg über eine Ertragsberechnung oder Kapitalwertschätzung
der nachweisbaren Güter und Einnahmeberechtigungen unmöglich. Allzu
groß waren die Fehlerquellen und allzu lückenhaft die Unterlagen.

Aus dem Untersuchungszeitraum selbst ist nichts erhalten, was einen spezifizierten
Überblick über das Vermögen eines Einzelnen oder einer Familie geben könnte.
Einen Eindruck vom Umfang und noch mehr von der enormen Unterschiedlichkeit
der Vermögen jedoch vermitteln zwei Verkaufsverträge aus dem 15. Jahrhundert.

1432 erwirbt der Markgraf von Baden die Besitzungen des verstorbenen Burckhard von
Windeck für 10 000 fl. In dem Vertrag ist der Kapitalwert der Liegenschaften auf 904 fl.
und 598 lb. dn. (zusammen rund 2100 fl.), der der Zehntrechte auf 1170 fl. und 52 lb. dn.
(zusammen rund 1275 fl.) geschätzt; weiter werden die Naturaleinnahmen mit 104 Viertel
Korn und 38 Viertel Hafer, die Erträge aus Geldzinsen und Beden mit 153 lb. dn. (rund
310 fl.) beziffert1).

Legt man die von K. O. Müller2) angenommene vierprozentige Kapitalverzinsung zur
Einkommensberechnung zugrunde, dürfte das jährliche Einkommen des Burckhard 215 bis
235 lb. dn. in Geld- und 104 Viertel Korn und 38 Viertel Hafer in Naturaleinnahmen
nicht überstiegen haben. Berücksichtigt man aber, daß ein großer Teil der Erträge aus den
Liegenschaften und Zehnten nicht in Geld, sondern in Naturalien entrichtet wurde, so
dürften die Bargeldeinnahmen nicht wesentlich über den (in einem verlorengegangenen
Zinsbuch2a) ausgewiesen) 153 lb. dn. gelegen haben; die 60—80 lb. dn. Differenz zu den
oben errechneten 215—235 lb. dn. stellen dann den Geldwert der noch anfallenden verschiedenartigen
Naturalien dar. Schlüsselt man an Hand der Angaben von K.O.Müller das
Einkommen auf, so machen die Bargeldeinnahmen aus Zinseinkünften und Beden (bei
fünfprozentiger Verzinsung!) rund 60 %, die Naturaleinnahmen aus Gült- und Zehntbesitz
rund 20 % und die vermischten Einnahmen aus den Liegenschaften gleichfalls rund 20 %
aus.

•) Den Anfang siehe „Ortenau 1962" S. 220 bis 258.

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