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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 49
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falls mit Gewalt zu verhindern, daß es an einen fremden Herrn kam. Anders der
Vater und die beiden jüngeren Söhne. Sie waren dem Kampf und der Fehde
abgeneigt und wollten den Dingen, wie sie nun einmal lagen, ihren Lauf lassen.
Der Vater vor allem kannte aus Erfahrung die Bösartigkeit dieser Kleinkriege.
Er war bereits in jungen Jahren in den Lichtenbergischen Erbschaftsstreit verwickelt
worden, war bei der Erstürmung des Städtchens Blankenburg unter eine einstürzende
Mauer geraten, hatte dann lange Zeit in harter Gefangenschaft gelegen
und dabei für sein ganzes Leben gesundheitlichen Schaden davongetragen. Jetzt,
als müder alternder Mann, wollte er sich nicht mehr auf kriegerische Abenteuer
einlassen, wie sehr auch die beiden älteren Söhne dazu drängten. In diesen regte
sich offenbar mit zunehmendem Alter immer stärker der Sinn für wirtschaftliche
Macht und für die Bedeutung von Grund und Boden in ihrem Stand. Nachdem
sie noch vor kurzem ihrem Vater seinen Besitz urkundlich zugesichert und erklärt
hatten, sich mit einem bescheidenen Anteil zufriedenzugeben, muß es bald nach
dem Tode ihres Onkels zu scharfen Auseinandersetzungen in der Frage einer
künftigen Erbteilung gekommen sein. Bei der Zahl der Söhne, die einmal ihre
Ansprüche an das Erbe stellen würden, schien es den beiden Ältesten Pflicht und
Aufgabe zu sein, das Gebiet der vorderen Herrschaft zurückzuholen, und sie
überlegten sich, wie sie noch im letzten Augenblick die Entwicklung in diesem
Sinne bestimmen könnten. Um den Rechtsanspruch aufzuwerten, heiratete Diebold
1428 die bejahrte Witwe seines verstorbenen Onkels, aber auch dies änderte nichts
an der Sachlage. Je schlechter aber die Aussichten für eine friedliche Zurück-
gewinnung jenes begehrten Gebietes wurden, desto mehr verschärfte sich der
Gegensatz zu dem untätigen Vater, und es kam zu einem vollständigen Bruch
innerhalb der Familie. Diebold und Heinrich verdrängten Walther, den Vater,
und die beiden jüngeren Brüder aus dem ganzen Besitz und hielten den alten
Mann sogar eine Zeitlang gefangen. Bittere, harte und unversöhnliche Worte stehen
in einer Urkunde, die Walther, ein zweiter König Lear, 1430 unterzeichnete: „Sie
(Diebold und Heinrich) haben mich mortlichen verstoßen, Übeltat an mir begangen
, mich entsetzt und gefangen genommen, und sie sollen enterbet sin, und
ich enterbe sie."

Es ergab sich nun zu Beginn der Auseinandersetzung folgende Parteigruppierung:
Diebold und Heinrich standen in der Hauptsache für sich und wurden nur von
ihren eigenen kleinen Lehensleuten, wie etwa den Herren von Keppenbach, unterstützt
. Mörs-Saarwerden aber fand bald Freunde und Helfer unter seinen Standesgenossen
. Auf ihre Seite stellte sich der tief verletzte Vater von Diebold und
Heinrich wie auch die beiden jüngeren Söhne. Gleich zu Beginn gesellte sich zu
ihnen auch der mit einer Geroldseckerin verheiratete Reinbolt von Urslingen, der
im Gutachtal auf der alten Hornburg saß. Als dann 1433 auch Jakob von Baden
mit seinen Anhängern zu ihnen stieß, befand sich fast der ganze benachbarte Adel
in Aufruhr gegen die beiden gewalttätigen Brüder, deren Verhalten dem Vater
gegenüber allgemein moralisch verurteilt wurde. Die Staufenberg, Schnellingen,
Lichteneck, Fürstenberg, Gyppichen und andere Adelige aus der Umgegend erscheinen
so nach und nach in den Akten als Gegner Diebolds und Heinrichs.

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