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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 60
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0072
am 2. Juni 1492 zustande gekommen12). Der Anlaß dazu kam von Anton
R o d e r, dessen Lehensherr Markgraf Christoph von Baden war. Anton Roder
hatte beim Verzicht des Erzpriesters und Burgheimer Pfarrherrn Johann Schlichlin
auf seine Pfründe die Besetzung der Pfarrei Burgheim an das Stift zu Lahr mit
der Auflage abgetreten, das Gedächtnis des Schenkers und seiner Gemahlin Eva
Widergrün von Staufenberg jährlich mit vier Messen zu begehen. Das Stift war
damit einverstanden, nicht aber der Lehensherr selbst, der sich übergangen fühlte.
Daher kam also der mehrjährige Streit, der schließlich am 2. Juni 1492 durch einen
Vergleich beendigt wurde.

Da die städtische Kaplanei in Burgheim bestehen blieb, fiel das alte Gotteshaus
der Stadt Lahr anheim, die es schlecht und recht in Pflege hielt"). Bis zum
April 1922 besaß die Stadt diese „heimatschöne" Burgheimer Kirche, wie einer
ihrer innigsten Verehrer — Hauptlehrer Binder — sie jedesmal nannte. Der
neue Besitzer war die evangelische Kirchengemeinde in
Lahr, die den seither benutzten östlichen Teil weiterhin als Gottesdienstraum in
Anspruch nahm, während der westliche als städtischer Schuppen diente. Aus einem
gegebenen Anlaß entschloß sich die Kirchengemeinde im Jahr 1953, die ganze
Kirche wieder zu Kultzwecken auszubauen. Neben dem Abbruch der Trennmauer
war die Entfernung des eingebauten erhöhten Bodens im Ostteil eine der ersten
Arbeiten. Dabei kamen Teile des letzten Kirchenbodens um 1485 zum Vorschein.
Anderes war durch z. T. unbekannte Vorgänge beim Erlöschen der kultischen
Dienste, bei Einquartierungen und Einrichtung von Notquartieren und sogar
Warenlagern (!) so sehr verändert, daß man kein klares Bild vom letzten mittelalterlichen
Gottesdienstraum erhalten konnte. Man darf sogar annehmen, daß
schon zu Beginn des 30jährigen Krieges dieser Raum bereits gründlich verändert
war. Hören wir dazu einen Zeugen.

Einer der Lahrer Amtleute des badischen Markgrafen war Georg Friedrich
von Thiersberg, der in seinen Aufzeichnungen (65/1329. General-
Landesarchiv in Karlsruhe = GLA) 1649 meinte: „Ich bin unter allen [seitherigen
badischen Amtleuten in Lahr] der Unglückseeligste geweßen." In seinen
„Annotata das Stift Lahr betreffend" berichtet er, Anton Röder von
Diersburg und seine Hausfrau seien in der Burgheimer Kirche begraben.
„Testis Grabstein vor dem Altar." Zeuge für das Begräbnis in der Kirche sei der
Grabstein vor dem Altar. Im gleichen Sinn schrieb A. Sütterlin in „Lahr und
Umgebung" (1909 oder 1910): Die an der Außenmauer der Kirche angebrachten

12) Bei dieser Inkorporation wurden auch zwei Kaplaneicn mit betroffen. Andreas Murr versah als
Kaplan seinen Dienst in Burgheim weiter, mußte wöchentlich die drei gestifteten Messen lesen. Kirchweihe
und Patrozinium sollten wie bisher in feierlicher Weise in Burgheim gehalten werden. „Herr Andres" durfte
aber nur nachts die Altarsakramente und letzte Ölung erteilen, sonst einer der Stiftsgeistlichen. — Im
Jahr 1419 war neben dem Kirchherrn „Herr Johans" noch ein Leutpriester Heinrich Kleinmann an der
Burgheimer Kirche (Mitt. der hist. Kommission, 24).

13) In den 4 schlimmen Kriegsjahrzehnten vor 1715, als die „Partheyen" aller Armeen die Oberrheinlande
heimsuchten und unter anderem 1677 die ganze Stadt Lahr verbrannten, mag es am ärgsten um die Pflege
des Gotteshauses bestellt gewesen sein. In den Stadtratsakten jener Jahre fand ich nur ein einzigesmal einen
Hinweis auf die Fürsorge der Stadtväter. Am 15. September 1701 wurde protokolliert, die „ruinöse Kirch
zu Burckheim betr., das Dach soll vor dem Winter ausgebessert werden".

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