Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 64
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0076
die jetzt im Sommer 1953 zum Vorschein kamen. Die schönste dieser Platten sei
hier nach einer Zeichnung von Karl List abgebildet. Ihre Umschrift ist deutlich zu
lesen und besagt: Am 22. Juni 1432 starb Johannes Heinrich Roder,
Kollator dieser Kirche. Er ruhe in Frieden!

Da bei den Gräbern im Kirchenraum auch an etwaige Gräber aus dem frühen
Mittelalter gedacht wurde, benachrichtigte der zuständige Bezirkspfleger das Amt
für Ur- und Frühgeschichte, das am 3. und 4. August 1953 durch Grabungen vorläufige
Feststellungen traf. Diese fanden besondere Aufmerksamkeit, da einige
römische Scherben und Leistenziegelbruchstücke den Einfüllungen entnommen
wurden. Vom Rodergrab hieß es im Bericht u. a., daß der Verstorbene ein
„mittleres Alter" — also nicht mehr als 40 Jahre — erreicht habe. Von den
andern Bestattungen hieß es, daß auch diese Skelette bzw. Reste in der Erde belassen
wurden, da es sich um eindeutig christliche Bestattungen handle.

Bezüglich des Rodergrabes dachte in dieser Hinsicht der Bezirkspfleger anders.
Er benachrichtigte den alten Herrn Albert Röder von Diersburg, um ihm durch
Überlassung des Skeletts seines Vorfahren eine Freude zu machen. Der Freiherr
aber lehnte dieses Angebot ab, obgleich er bei der Besichtigung stark von der
prächtigen Platte beeindruckt war, da dieser Johannes Heinrich Roder seine Sippe
im engeren Sinne nichts angehe.

War der Tote kein Röder von Diersburg? Dieser Frage nachzugehen
, lohnte sich. Es war zunächst die allgemeine Meinung vertreten, das
Patronat der Burgheimer Kirche hänge mit der Burg Tiersberg (Diersburg) zusammen
. So hatte sich schon Ruppert gewundert, daß der Lehensbrief von 1463
für Andreas und Egenolf Röder — das Tiersberger Lehen betreffend — den
Kirchensatz von Burgheim nicht nennt. Warum hat ihn Markgraf Karl von Baden
vergessen? Nach der Darstellung Max Wingenroths in seinem Werk „Die Kunstdenkmäler
des Kreises Offenburg" (1908) kamen im 13. Jahrhundert die Allodial-
güter der Tiersberger an die Herren von Schwarzenberg, darunter „Burgheim mit
dem Kirchensatz". Auch Kirchenrat Bauer kam in seinen Veröffentlichungen in der
„Lahrer Zeitung" (Separatdruck 1912) zu der Feststellung, daß die Herren Röder
von Diersburg den Burgheimer Pfarrsatz als badisches Pfand- und Erblehen
hatten.

Als ehemaliger Student der Geologie an Schichten des Innern der Erde seit je
interessiert, begann ich jetzt das Studium der Schichten menschlicher Überlieferung,
wie sie vor allem in den Archiven gut geborgen, aber nicht verborgen dem Studium
zugänglich sind.

Geht man von dem obengenannten Anton Roder und seiner Frau Eva Widergrün
von Staufenberg aus und benutzt der Einfachheit halber eine Regestensammlung
, so stößt man auf Anton Roder zu Neuweier, der 1490
das Burgheimer Manngeld von 20 Gulden dem badischen Markgrafen aufsagt,
1496 als Zeuge noch genannt wird und vor dem 12. Dezember 1498 gestorben
sein muß. Seine Beisetzung war die letzte in Burgheim. Daß er nicht im Chor der
Kirche beigesetzt sein kann, wurde bereits gesagt. Nur seine Grabplatte lag später

64


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0076