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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 83
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0095
heben, daß die vollkommen kreisrunde Apsisbiegung der Apsis-Zeichnung bei
Tschira der Wirklichkeit nicht entspricht. Ich habe nur jene Teile eingetragen, die
innerhalb des späteren viereckigen Chorhauses zum Vorschein kamen. Fundamentsteine
östlich der freigelegten NO-Schiff-Ecke ließen eine sich etwas stärker
öffnende Apsis vermuten.

Für die Datierung der ältesten Gräber in der Kirche mit Steinschiff
konnten infolge der Grabräuberei nur die Schmuckstücke des Frauengrabes 10
benutzt werden3r>). A. Eckerle, der die reichen Beigaben untersuchte, rühmte vor
allem eine Vierpaßfibel, die „als singulär im Oberrheinraum" bezeichnet werden
müsse und eher in das beginnende 8. als an das Ende des 7. Jahrhunderts zu
setzen sei. Eine als Schmuckstück gefaßte Goldmünze setzte er an den Anfang
des 7. Jahrhunderts. Ich habe auf Grund mündlicher Mitteilungen für die Anlage
dieser Gräber und damit etwa auch des Kirchenschiffs die Zeit um 720 gewählt.
Für die Apsis war also die Zeit davor anzusetzen.

Wer waren die Erbauer dieser Kirche? Da ich mich der Meinung
Langenbecks anschließe, daß die Ortenau im Vorfeld Straßburgs liege und Burgheim
ein Königshof sein müsse, könnte ich sogleich mit der Suche nach passenden
fränkischen Adligen beginnen, die wie die berühmten Widonen in Niederschopfheim
in unmittelbarer Nähe Burgheims Besitz hatten. Doch zuvor ein Blick auf
die besondere geographische Lage der südlichen Ortenau. Sie liegt — geologisch
gesehen — im Bereich der sogenannten Lahrer Mulde, deren Einsenkung noch
heute in meßbaren Größen vor sich geht. Das Fehlen des Hochgestades am Rhein
zeugt ebenso für sie wie der Gewässer-Reichtum zwischen Strom und Bergland.
Wie oft haben die Schütterer Mönche die Wasserwüste ringsum bei den Frühjahrsüberschwemmungen
erleben müssen. Die Rheinwälder der Bruchniederung bei
Kippenheim sind noch heute nicht entwässert. Die Unditz freilich, die man gerne
Unnütz nannte, hat man schon früh von Ettenheim aus unmittelbar dem Rhein
zugeleitet. Selbst die Mundartgrenzen zeigen hier eine gewisse Trennung vom
Breisgau36). Und gegen Osten erhebt sich der Wall der Schwarz waldberge, der
die Ortenau jedem Zugriff von Osten entzog. Ich suche daher die Erbauer der
Kirche in einem Adelsgeschlecht des Elsaß. Eines hatte unmittelbar neben Burgheim
-Lahr Weinberge auf dem Schutterlindenberg und gab offensichtlich diesem
Nachbarort seinen Namen: die Etichonen, die bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts
die Herren von Hugsweier waren, das nach einem der zahlreichen
Namensträger Hugo in dieser Sippe genannt wurde. Zur gleichen Zeit, da Hugsweier
an das Hochstift Straßburg verkauft wurde, erhielt dieses einen Hof und
die halbe Kirche von Kippenheim sowie das Dörflein Kippenheim-
w e i 1 e r ebenfalls käuflich aus der Hand des Etichonen Hugo, der auf „Hohen-
burc" (Odilienberg) saß. Im Jahr 902 übergab der Sundgaugraf Liutfrid aus dem

35) Siehe August Eckerle in „Merowingische Gräber im Bereich der Kirche St. Peter in Lahr, Stadtteil
Burgheim", in dem Sammelband „Neue Ausgrabungen in Deutschland", Berlin 1958.

36) Wie stark versumpft sich die Ortenau darbieten kann, hat König Adolf von Nassau erlebt, als er im
Frühling 1298 seinem Gegner Herzog Albrecht an der Elzlinie bei Kenzingen den Weg nach Mainz verlegen
wollte. „Da die schwergerüstete Ritterschaft im Morast versank, war an keinen Zusammenstoß auf
ebenem Plan zu denken." H. Stegemann, Der Kampf um den Rhein.

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