Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 100
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0112
vertrauten sie „auf die landskündige hochfürstliche Aequanimität (Gerechtigkeit)
in allen Occasionen". Das Amt der Landvogtei empfahl Nikolaus Scheurer, während
Wernikau abgelehnt wurde, weil er das Vertrauen der Bürgerschaft nicht genieße.
Von den beiden anderen Zwölfern sprach man gar nicht. Scheurer stammte aus
Mainz, war schon 30 Jahre Bürger, hatte ein Studium hinter sich, „von Profession
zwar ein Chirurgus, die er aber schon vor 15 Jahren abgelegt und aus seinen
Mitteln lebt, ein tractabler und honneter Mann, bey allen Vorfallenheiten gegen das
Haus Baden sehr devot und respectuös". Aber drei angesehene Bürger, Stein- und
Maurermeister Johann Ellmenreich, der in der Ortenau eine stattliche Reihe
Barockkirchen erstellte, Schreinermeister Franz Jos. Lichtenauer, der die Barockaltäre
in der Pfarrkirche Hl. Kreuz schuf, und Pastetenbäcker Josef Huber, führten
„im Namen deren sambtlichen oder doch mehristen Bürger der Stadt" bei dem
Markgrafen Beschwerde. Sie klagten über die „schlechte Administration des Gemeinwesens
. Schultheiß, Stettmeister, Zwölfer und Canzleiverwalter eximieren
sich (befreien sich) nicht allein selbsten von allen Personal- und Realschuldigkeiten
, Reichs-, Kreys- und von allen anderen äußer- und innerlichen Erforder-
nussen, sondern extendieren auch solche aygenmächtige Exemptiones (Befreiungen)
auf die Lebzeiten ihrer hinterlassenen Witwen". Außerdem nahmen sie Fronfuhren
der Bürger für sich in Anspruch. Dagegen rühmten sie die „großen Capacitäten, auch
Recht- und Gewissenhaftigkeit und das patriotische und väterliche Verhalten des
viel jährigen Stadtkonsulenten" von S o 1 a t y, Oberamtmann der Grafschaft
Hohengeroldseck, und empfahlen, ihm das Schultheißenamt zu übertragen. Der
Pfandherr war aber an das Kaiserprivileg gebunden und entschied sich für
Scheurer, zumal dieser dem markgräflichen Hause zugetan war. Er befahl jedoch
seinen Beamten, den neuen Schultheißen anzuweisen, daß er „die dem Vernehmen
nach bey dasigem Rath zu nicht geringer Beschwerde der daselbstigen
Bürgerschaft undt größtem Nachtheil der Stattinteresse eingeschlichene vielerley
Mißbräuche und Unordnungen fördersambst abzustellen sich äußerst angelegen
seyn lasse". Diese Ermahnung kehrte bei jeder Ernennung wieder. Seinen Hofrat
Tschammerheil beauftragte der Markgraf, die Amtseinführung vorzunehmen.
Über den „Actus praesentationis et installationis Nicolai Scheurer zum Reichsschultheißen
zu Offenburg den 5. August celebratus" unterrichten uns die Akten
genau. Am 4. August begab sich der Hofrat nach Offenburg in die Kanzlei, die die
Markgräfin Sibylle von dem Vorarlberger Meister Dominik Ellmenreich hatte
erbauen lassen. Am folgenden Morgen kamen Stettmeister Wernikau und der
Kanzleiverwalter Witsch und ersuchten ihn „nebst abgelegtem Compliment von
einem Löblichen Magistrat, ob es ihm gefällig sey, auf das Rathaus sich zu bemühen
und den Actum vorzunehmen". Der Landvogt Ab Egg und dessen
Sekretär Pezelt hatten sich inzwischen eingefunden und begleiteten den Com-
missarius „unter Abfeuerung der Peller". Vor dem Rathaus erwartete sie der
„Praesentandus (Vorzustellender) und stattete dem Commissarius sein Kompliment
für seine Bemühung ab". Oben vor der Ratsstube hatte sich der gesamte
Magistrat versammelt. Der zu ernennende Schultheiß räumte dem Commissarius
den Platz ein, „worauf ein zeitlicher Schultheiß zu sitzen pflegt". Dann nahmen

100


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0112