Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 114
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0126
Ebenso tatkräftig wie auf seelsorgerlichem und schulischem Gebiet setzte sich
Sälinger in der Verwaltung der kirchlichen Güter ein. 125 Jahre lang waren die
Pfarrgüter unter 4 Maier aufgeteilt: Anton von Bank3), Andreas von Bank,
Johann Schuh und Johann Kugler. Diese lieferten als Pachtzins dafür je 20 Viertel
Weizen, ebensoviel Halbweizen und 300 Bund Stroh. Pfarrer Sälinger zog die
Pfarrgüter selber an sich, obwohl die vier genannten Bauern sich dagegen beim
großherzoglichen Oberamt beschwerten. Dort erhielten sie Recht zugesprochen,
so daß der Pfarrherr beim großherzoglichen Kreisdirektorium Rekurs einlegen
mußte. Hier wurde ihm das Pfarrgut zugeschieden. Nun zeigte sich sein ökonomisches
Geschick. Für 55 Gulden ließ er Loochen setzen und das Pfarrgut mit rund
80 Loochen abgrenzen. Er selber stellte fest, daß in früheren Zeiten zwei Morgen
Wiesen ganz und gar verlorengegangen seien, d. h. von Bauern eben angeeignet
wurden.

Sälinger ließ nun 36 Jauch auf 6 Jahre verpachten mit der Auflage, Dornhecken
, überflüssige Raine und Löcher zu beseitigen. Der Leser erinnert sich, daß
in jenen 30er Jahren die Kinzigkorrektion stattfand4) und sicherlich auch nachher,
besonders bei regnerischem Wetter, zahlreiche Tümpel und Rinnsale entstanden.
Bald zeigte sich die kluge Bewirtschaftung von Erfolg gekrönt, als der erste Zinstermin
750 Gulden, der zweite 850 und der dritte 900, der vierte 950 Gulden
einbrachte. Zehn Jauch bewirtschaftete der Pfarrer selber. Mit einem Knecht und
zwei Mägden und zwei Pferden ließ er sie bearbeiten. Die verschiedenen Weiher,
„Gießenen", ließ er auffüllen, Grasland anlegen, einebnen. Einen Weiher bei der
„Pfarrbiehnd" z. B. ließ er mit mehr als 200 Wagen Grund auffüllen, einen
Brunnen im Garten anlegen, der die Jahreszahl „1837" trägt.

Pfarrer Sälinger hinterließ uns auch Aufzeichnungen über das Aussehen und die
Maße des alten Kirchleins. Doch informieren uns schon früher drei Visitationsberichte
, von 1666, 1692, 1699, über seinen Zustand. Dabei befand sich das Gotteshaus
jedesmal in einem trostlosen Zustand. 1666 hieß der Seelsorger Johann Halm.
Er war Johanniter und wurde wegen seines überheblichen, schlechten Benehmens
getadelt. Als Kompetenz erhielt er an Geld 80 Gulden, 20 Muth Weizen, aus
Zehnterträgen 10 Muth, 2 Wagen Heu und ein Quantum Wein. Griesheim und
Weier wurden von ihm noch mitversehen. Die Griesheimer wollten aber einen
eigenen Seelsorger, zumal wegen der häufigen Überschwemmungen zur Wintersund
Frühjahrszeit bei ihnen kein Gottesdienst möglich war. Collator und Dezi-
mator war für Griesheim das Benediktinerkloster Gengenbach. Bühl und Weier
zählten damals 200 Kommunikanten.

1692 hieß der Pfarrer Ägidius Vogt. An Gehalt bezog er 24 Gulden, an Wein

3) Ein aus Tirol eingewandertes verarmtes Bauernadelsgeschlecht, das sich hier der Landwirtschaft widmete
und 1904 ausstarb.

4) Bei der von Tulla geleiteten Kinzigkorrektur fielen dem neuen Kinzigbett 6 der Pfarrei gehörige
Morgen Wiesen zum Opfer. Mit 5000 Gulden Kapital wurde die Pfarrei entschädigt. Für 18 Morgen zehntbarem
Boden gab man aber der Pfarrei nichts, da der alte Pfarrer Wich sich nicht mehr zur Wehr setzen
konnte. Pfarrer Sälinger entdeckte später, daß der Zehnt nicht entschädigt worden war, zeigte dies beim
großherzoglichen Oberamt, Kreisdirektorium und Hofdomänenkammer an und erhielt diesen Zehnten
wieder zurück.

114


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0126