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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0132
Im Mai 1860 verließ Pfarrer Göbel die Pfarrei. Sein Nachfolger ist Pfarrer
Steyert. Wieder erklärt am 30. Juli 1860 der Gemeinderat, die Kirche noch nicht
bauen zu können. Man bat um eine Verschiebung. Mit Armbrusters Plänen erklärte
man sich zwar einverstanden, auch wenn der Voranschlag um 10 % überschritten
werden sollte; auch damit, daß der Turm aus gehauenen Steinen errichtet werde.

Für den Turm sah man nach Armbrusters Plan, der am 25. April 1861 auch die
Zustimmung der Kirchenbehörde erhielt, 4261 Gulden vor und 382 Hausteine.
Für Chor und Sakristei veranschlagte man 2311. Beide Summen waren vom Fonds
zu bezahlen, das Langhaus, die Inneneinrichtung und Hand- und Zugfrohnden
übernahm die Gemeinde, was 11 920 Gulden erforderlich machte.

Trotz Bürgerversammlungen und Abstimmungen über den Bau sah das Jahr
1861 noch nicht den ersten Spatenstich.

Endlich, am 24. Februar 1862, ließ die Gemeinde die Arbeiten im „Ortenauer
Boten" ausschreiben. Am 29. März wurden diese vergeben. Vogel von Offenburg
und Meurer von Lahr übernahmen die Maurer- und Steinhauerarbeiten, Zick von
Achern die Blechnerarbeiten. Am 27. März hatte die Gemeinde eine Kapitalaufnahme
von 11 920 Gulden beschlossen, die man in 10 Jahren abzahlen wolle.

Noch einmal kamen Querschüsse, zwar nicht gegen den Kirchenbau als solchen,
sondern gegen den Bauplatz. Und dies von einer Seite, von der man es am
wenigsten erwartet hätte: von Pfarrer Steyert. Er kämpfte um die Verlegung des
Platzes zum Neubau des Gotteshauses. Nicht ganz zu Unrecht argumentierte er,
daß „das Pfarrhaus zu einem elenden Winterloche würde". Man bedenke, daß
damals noch die Ökonomiegebäude jeden Sonnenstrahl abgehalten haben. Das
Ordinariat hatte nichts gegen eine Änderung des Bauplatzes einzuwenden, sofern
der Pfarrer dies in gütlichem Einvernehmen mit der Gemeinde erreichen könne.

Pfarrer Steyert warf zwei Bauplätze in die Debatte: den Talacker, auf dem
jetzt das neue Schulhaus steht. Doch dieser Platz fand überhaupt keine Befürworter
. Sein 2. Vorschlag lautete: der Gaßsche Acker, der dem Michael Gaß gehörte
. Der Bürgermeister und zwei Gemeinderäte plädierten dafür, weil so die
Kirche mitten ins Dorf gekommen wäre. Ein Gemeinderat sprach für den alten
Platz. Letzten Endes sollte aber die Gemeinde darüber abstimmen und entscheiden!

Am 25. April 1862 war diese Abstimmung, wobei Pfarrer Steyert aber nicht
durchdrang und sich die Mehrheit der Bürger für den alten, bisherigen Platz
entschied. (Vom heutigen Standpunkt aus läßt sich sagen, daß es wohl keinen
ruhigeren und schöneren Platz für ein Gotteshaus gibt als den „Bühl".) Man
kam Steyert insofern ein wenig entgegen, als man die Kirche mehr nach Osten rückte.

Erzbischof Hermann von Vicari verfügte noch, daß die Gebeine der Toten
auf dem alten Friedhof, der jetzt teilweise Bauplatz wurde, behutsam zu erheben
seien und innerhalb des Flächenraumes der künftigen Kirche wieder beizusetzen
seien. Das Sanctissimum sei nach Bohlsbach zu übertragen, ebenso sei dort Beicht
zu hören und seien dort die Taufen zu spenden, zur Winterszeit aber im Haus.
Die Reliquien und altaria portatilia seien an die Domkustodie nach Freiburg einzusenden
. Der gesamte Gottesdienst sei während der Bauzeit in Bohlsbach zu halten.

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