Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 135
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0147
Graf Georg Albredit von Erbach die Regierung beider Grafschaften Hanau-
Münzenberg und Hanau-Lichtenberg. Erst den 23. Mai 1647 übernahm der junge
Landesherr die Geschäfte. Unter den Grafen von Hanau war Friedrich Casimir
eine seltsame Erscheinung. Schon seine Ehe mit der über zwanzig Jahre älteren
Gräfin Sibylla Christina, der Witwe des letzten regierenden Grafen von Hanau-
Münzenberg, verrät einen gewissen Grad von Unbesonnenheit. Als vornehmste
Aufgabe erachtete es der jugendliche Religionseiferer, durch geistliche Unduldsamkeit
geschürt, das lutherische Bekenntnis in seiner Residenzstadt Hanau trotz
Widerspruchs der reformierten Bürgerschaft einzuführen. Zur Errichtung eines
würdigen Gotteshauses für seine Glaubensgenossen, die Lutheraner, wurden die
fehlenden Baukosten wie bräuchlich durch Kirchenkollekten aufgebracht, z. B.
Legelshurst 2fl. 5 ß (30. März 1662). Bei dem Besuch der oberrheinischen Lande
begrüßten nach altem Herkommen auch die Abgesandten der Reichsstadt Straßburg
das gräfliche Paar am 16. Juni 1648 in Buchsweiler und sprachen ihre Glückwünsche
aus. Dabei lenkten die Herren das Gespräch auf die Tilgung der alten Schulden
Der Graf gab ihnen gute Worte und verwies auf das beneficium inventarii;
die Gemeinden allerdings müßten ihre Anleihen nach Möglichkeit abtragen
(Prot. d. 21er). In den Ämtern nahm Friedrich Casimir die Huldigung der Untertanen
selbst vor. Bei Ankunft und Abreise wurde den gnädigen Herrschaften
jeweils die übliche Verehrung gereicht. Im Herbste 1648 beehrten die beiden
jüngeren Grafen Joh. Philipp und Joh. Reinhard Willstätt mit ihrem Besuch,
nachdem sie von Hanau aus die herkömmliche Bildungsreise in die Niederlande,
nach England und Frankreich und durch die Schweiz geführt hatte: „Dieser fremb-
den Völker weltkündige raritäten, löbliche gute Sitten und Gebärden zu erforschen,
ihre großen Städte und Landen zu besehen und als viel möglich deren Sprachen
zu lernen." Dieser Aufenthalt in der Fremde erstreckte sich über zwei Jahre. Die
übrige Zeit verbrachten beide Grafen zu Buchsweiler.

Nach dem von Graf Philipp Wolf aufgestellten Erbfolgevertrag trat Graf
Joh. Reinhard II. von Hanau als dritter Sohn 1652 das ihm zur
Nutznießung zugesprochene Amt Lichtenau an. Da aber die
Einkünfte als Folge des schweren Krieges gering und die Schulden früherer Mißwirtschaft
abzutragen waren, wurde ihm von seinem ältesten Bruder Friedrich
Casimir auch das Amt Willstätt überlassen. Der zweite Sohn, Graf Joh. Philipp,
erhielt den seit 1480 mit der Herrschaft Lichtenberg vereinigten Stammbesitz des
gräflich hanauischen Hauses, das Amt Babenhausen, sechs Stunden südlich der
Stadt Hanau a. M., zum standesgemäßen Unterhalt überwiesen. Beide nachgeborenen
Söhne waren jedoch nur apanagiert. Die Nachricht, Graf Joh. Reinhard II. habe
zu Bischofsheim eine Land- oder Heckmünze betrieben (Beinert S. 223), beruht auf
einer Verwechslung mit Willstätt und seinem gleichnamigen Großvater Joh. Reinhard
I. Die Huldigung beider Ämter nahm der Landesherr im August 1652 vor.

Graf Joh. Reinhard II. war eine stattliche Erscheinung, sein Wesen verständig
und offenherzig; den Bedrängten erwies er allseits seine Hilfsbereitschaft. Anläßlich
eines Besuches im Mai 1650 zu Lichtenau gab er Stadtschreiber Bräuning Befehl
zur Fertigung neuer Stadttore und Ausbesserung der schadhaften Mauern. Den

10 Die Ortenau

135


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0147