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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 147
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0159
In der Kirche stellte man den Sarg vor dem Altar, zu Häupten die Leidfahne, zu Füßen
die Wappenfahnen, auf. Den Teilnehmern an der Leichenfeier wurden nach bestimmter
Rangordnung ihre Plätze auf schwarz verhangenen Stühlen angewiesen. Die Männer vom
Ausschuß blieben außen stehen. Die Leichenpredigt über den vom sterbenden Grafen
selbst gewählten Text: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft...", hielt M. Georg
Wegelin, Gräfl. Hanauischer Superintendent und Pfarrer zu Buchsweiler. Sie war stundenlang
und der Zeit gemäß voller Symbolik. Wegelin wiederholte dabei Worte, welche
Pfarrer Quirinus Moscherosch bei der Einweihung der Willstätter Kirche 1657 dem Grafen
gewidmet hatte:

„Er hat sich hochgesetzt, indem er Geld und Gut
Und was der Untertan zu dem Gemeinen tut,
An Gottes Haus gewandt, obschon er selbst nicht wohnt
In prächtigem Palast . . ."

Darnach sprach der Oberamtmann von Buchsweiler, Geh. Rat und Hofgerichtspräsident
David von Kirchheim, die übliche „Abdankung". Sie war ebenfalls sehr weitschweifend
und lobte die Friedenspolitik des gräflichen Hauses Hanau. Nach Beendigung der Trauerfeier
blieb die Leiche über die Nacht im Gotteshaus, bewacht von den 24 Hellebardieren
und den außerhalb lagernden 500 Bewehrten vom Ausschuß.

Am folgenden Morgen um 7 Uhr sammelte sich unter Glockengeläute wieder die
Trauergemeinde. Der Sarg wurde auf dem von sechs schwarzverhängten Pferden gezogenen
Leichenwagen in feierlichem Zuge, bei dem die Leidtragenden in Kutschen saßen, nach
Freistett an den Rhein gebracht. Dort warteten die Nachen. Die Leidleute fuhren mit dem
Sarg, den Wappenpferden und dem Leidpferd über den Strom, um dem Toten auch
weiterhin das Geleit zu geben. An Stelle des Ausschusses zu Fuß übernahm eine Kompanie
zu Pferd vom überrheinischen Ausschuß in Trauerkleidung die Führung. In allen Orten
des Hanauerlandes, die der Leichenzug berührte, läuteten die Glocken. Übernachtet wurde
in Pfaffenhofen und am Donnerstag, den 23., die Leiche auf die Stammburg Lichtenberg
gebracht, wo während der Beisetzung im Erbbegräbnis und Totengewölbe etlich 100 Mann
zu Fuß ebenfalls im Gewehr standen. Adel, Räte und Bediente wurden hernach zu Buchsweiler
wie üblich bewirtet.

Die Druckschrift, der die Schilderung dieser pomphaften Leichenfeier entnommen ist,
trägt den langatmigen Titel:

„Unverwelckliche Lob- und Leichenblumen, mit welchen der Hochgrävliche Leich-Kasten
oder Sarche deß weiland Hochgebohrenen Grafen und Herrn, Herrn Johann Reinhardt,
Grafens zu Hanau . . . von dero gewesenen Clienten und Dienern auß respective under-
thäniger und underthänigster Schuldigkeit gezieret und bestreuet worden ist."

Zwei Stiche, der Leichenzug und der Sarg, sind beigegeben. Den Schluß des Bandes
bildet eine Reihe von Trauergedichten (siehe auch „Die Ortenau", 10. Jahresheft, S. 22).

Die vormundschaftliche Regierung der Gräfinwitwe Anna Magdalena für die
beiden minderjährigen Söhne, geleitet von Dr. jur. Joh. Ernst Varnbühler, Vor-
mundschaftl. Rat und Kircheninspektor, waltete zu Bischofsheim unter Beistand
eines Mitvormundes, des zu Bischweiler residierenden Pfalzgrafen Christian II. von
Zweibrücken-Birkenfeld, eines Bruders der Witwe, ihres Amtes. Der Ehe waren
fünf Kinder, zwei Söhne und drei Töchter, entsprossen:

Johanna Magdalena, geboren 18. Dezember a. K. 1660.
Sophia Louisa, geboren 11. April 1662.
Franziska Albertina, geboren 1. Mai 1663.
Philipp Reinhard, geboren 2. August 1664.
Johann Reinhard, geboren 31. Juli 1665.

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