Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 150
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0162
wurden 4 Kl. Holz spendiert! Die verarmten Gemeinden trugen ebenfalls an
ihren Schulden ab. Laut Quittung vom 5. September 1667 verglichen sich die
Gemeinden des Gerichts Lichtenau für die schuldige Obligation der 1000 fl. vom
Jahre 1614 auf die herrschaftliche Schäferei Scherzheim samt ausstehenden Zinsen
mit Joh. Ludwig Mieg in Straßburg gütlich auf 600 fl. bar.

Anna Magdalena war ihren früh verwaisten Kindern eine rechte Mutter. Unter
ihrer Leitung genossen dieselben eine sorgfältige Erziehung. Ein junger Theologe,
Lizentiat Georg Wilhelm Spener von Rappoltsweiler, war „Informator" (Hauslehrer
) bei Hof. Nach dem vorzeitigen Ableben Graf Joh. Philipps am 28. Dezember
a. K. 1669 übergab Friedrich Casimir seiner tüchtigen Schwägerin zur
Erhöhung der Familieneinkünfte 1671 auch das erledigte Amt Babenhausen. In
der Folge verlegte nun die allseits verehrte „Landesmutter" ihren Wohnsitz vom
kriegsumtobten Rhein nach dem stillen Städtchen Babenhausen nahe dem lieblichen
Maintale. Wohl 1672; Genaueres ist nicht bekannt14). Aber trotz Verlegung der
Residenz blieben die persönlichen Beziehungen der Ämter zur gräflichen Herrschaft
bestehen. Ab und zu hielt hoher Besuch bei uns Einkehr, weshalb auch ein
angeregter Verkauf des herrschaftlichen Hauses zu Bischofsheim 1679 Ablehnung
erfuhr.

Von 1675/78 oblagen die beiden Grafen ihren Studien zu Straßburg und traten zur
Vollendung ihrer Ausbildung 1679 eine Europareise an. Auf der Durchreise nach Frankreich
übernachteten die jungen Grafen Philipp Reinhard und Johann Reinhard in
Begleitung ihres Hofmeisters von Milton und des Lizentiaten und Rates Spener am
22. Mai 1679 zu Lichtenau. Nachdem die jungen Herren von ihrer Bildungsreise durch
Frankreich, Spanien, Italien und England den 13. Juli 1684 glücklich zu Babenhausen
angelangt waren, beehrten sie am 19. Oktober Lichtenau mit ihrem Besuch. Im Juni 1680
gebrauchte Anna Magdalena eine vierwöchige Badkur in der Hub bei Ottersweier, wobei die
Pfarrer Adami, Freistett, und Otto, Lichtenau, zum sonntäglichen Gottesdienst befohlen wurden
. Gelegentlich ihres letzten Aufenthaltes in den Ämtern nahm Ihro Hochfürstl. Durchlaucht
mit Gefolge den 22. Juli 1688 eine Besichtigung der von Orgelbauer Spieß zu Straßburg
aufgestellten Orgel in der Lichtenauer Kirche vor, wobei das Werk zum ersten Mal
„geschlagen" wurde (Kirchenbuch Lichtenau). Diese Reisen geschahen wohl mit der Postkutsche
, der Heidelberger Ordinari, die auch allerhand Brauchbares wie Spinnhanf für
die Prinzessinnen, Einschläge mit Dürrobst, Fäßlein voll Wildbret beim Posthalter zu
Lichtenau für Babenhausen einlud (1684).

Die Gräfinwitwe Anna Magdalena starb zu Babenhausen den 22. Dezember
1693 und wurde in der luthrischen Stadtkirche der Goldstadt Hanau beigesetzt.

Hanauisch-Indien I5)

Durch den Zwang der Verhältnisse, die höchst ungünstige Lage der hanauischen
Finanzen, wurden die im Wesen Graf Friedrich Casimirs liegenden Keime einer

14) Laut Vermerk des Bischofsheimcr Kirchenbuches bei Todfällen von Kindern vom 6. März 1672 waren
die Röteln stark aufgetreten, wobei „auch die hochgräflichen jungen Herren und Fräulein auf einmal alle
dran laboriert" (gelitten) hatten.

Mit Verlegung der Residenz wurde auch die gräfl. Kanzlei Bischofsheim aufgehoben.

15) Wille, Die letzten Grafen von Hanau-Lichtenberg. Hanau 1886.

150


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0162