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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 157
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überlassen durfte5). Ein Erdenfleck, der zu froher Geselligkeit einlud! In Straßburg,
im Hanauerland links und rechts des Rheines sowie dem gleichfalls evangelischen
Amt Roppenheim der Freiherren von Fleckenstein lebten Bekannte und Anverwandte
, die sich gelegentlich in kleineren oder größeren Gesellschaften unter
Benützung der Grauelsbaumer Rheinfähre ein Stelldichein gaben. Und die gastlichen
Inwohner des Amtshauses ließen dabei auftragen, was Küche und Keller
bargen. Sie durften nicht übergangen werden, als der junge Goethe 1771 dem
Pfarrhause zu Sesenheim seine Aufwartung machte, denn Pfarrer Brion wie der
Lichtenauer Amtmann mögen als gebürtige Straßburger sich wohl gekannt haben.
Friederike und ihr Liebhaber verlebten da in Begleitung des Vaters schöne Stunden.
Zweifellos meint Goethe den damals 50jährigen Hofrat Schübler, wenn er anläßlich
des Festes auf dem Hügel in „Dichtung und Wahrheit" launig scherzt: „Wenn der
alte Amtmann des Guten ein wenig zuviel getan hatte, so war die Jugend nicht
weit hinter ihm zurückgeblieben."8) Wohl wird das Paar auch in der Amts-
schultheißerei angekehrt haben; ob Schulmeister an diesen Festen teilhatte, ist
fraglich, er war schon früh ein siecher Mann.

Hat Goethe diese Besuche mit Friederike nicht näher erwähnt, so tat dies ein
anderes Mitglied der Tafelrunde, der Dichter Reinhold Lenz, in mehreren Briefen.
Auch er war ein gern gesehener Gast im Sesenheimer Pfarrhause und machte
Montag früh, den 1. Juni 1772, „in der Gesellschaft des guten Landpriesters und
seiner Tochter eine Reise nach Lichtenau; wir kamen den Abend um 10 Uhr nach
S. zurück" (Brief an Salzmann). Noch 1780 erinnerte er sich in St. Petersburg voll
Liebe des „freundschaftlichen Lichtenau, wo die Freude wohnte" (Brief an
Friederike vom 27. März 1780. Nicht abgeschickt, im Nachlaß des Dichters
gefunden)7).

Unsere Zeit hat das Schüblersche Amthaus unter Denkmalschutz gestellt. Leider
ist auch dieser historische Bau dem Kriege zum Opfer gefallen und im März 1945
durch Jagdbomberbeschuß in Flammen aufgegangen.

5) Magazin für Frauenzimmer. Briefe über eine Reise ins Württembergische. 1783.

6) Friederike Brion von Sesenheim. Geschichtliche Mitteilungen von Phil. Ferd. Lucius, Pfarrer in
Sesenheim. Straßburg 1878.

7) Gustav Adolf Müller, Urkundliche Forschungen zu Goethes Sesenheimer Idylle. Bühl, Konkordia, 1907.

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