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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 177
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0189
das Reichskammergericht mit 497 Gulden 52 Kreuzer82). Endlich war Gengenbach
auch gegenüber Bamberg im Rückstand mit gestundeten Lehenstaxen im Betrag
von mehreren hundert Gulden83). Die Schulden für das klösterliche Wirtschaftsunternehmen
Nordrach-Fabrik sollen gegen 2000 Gulden betragen haben gegen
800 Gulden ausstehender Gelder84).

Nun waren die Mönche ja keine gewiegten Verwaltungs- und Wirtschaftssachverständige
. Ihre Güte und Nachsicht wurde zu allen Zeiten weidlich ausgenützt.
Das ist für uns noch verschiedentlich erkennbar. Am deutlichsten wird dies kund
durch die Tatsache, daß 1802 die Außenstände einen Wert von über 10 000 Gulden
hatten, von denen ein Teil selbst für die harte Hand des rechtsnachfolgenden,
weltlichen badischen Staates unbeibringlich war. Vom ausgeliehenen Geld (52 828
Gulden 22 Kreuzer) war von Baden mehr als die Hafte, 29 684 Gulden, nicht
zurückzuerhalten, nicht einmal die Zinsen85).

Seine Forderungsprozesse beendete das Kloster fast immer mit einem Vergleich,
in dem es jeweils Teile seiner Rechte preisgab, um wenigstens das übrige zu
retten86). Eine entschlossene weltliche Hand hätte die grundherrlichen und oberherrlichen
Rechte stramm zusammengehalten und vermehrt und ein Mehrfaches
an Ertrag herausgewirtschaftet.

Das sprechendste Beispiel an rücksichtsloser Ausnutzung durch Untertanen bot
1802 der Zustand der großen Klosterwaldungen. Die Berichte erzählen, daß diese
beim Ubergang an Baden „durch Vernachlässigung (Raubbau) ziemlich verödet"
gewesen seien87). 1802 wurde Freiherr von Roggenbach, badischer Landvogt in
Mahlberg, zum Staatskommissar „für die Erwerbung der dem badischen Markgrafen
demnächst zufallenden Gebiete zwischen Elz und Durbach" bestellt. Er
mußte sich vertraulich und unter der Hand erkundigen „nach allem, was der
neuen Regierung wichtig sein könnte". „Den eigentlichen Ertrag der Klosterherrschaft
", schrieb von Roggenbach, „konnte ich nicht erfahren, weil die einzelnen

82) Staedele, 1954, 124 f. unter Verweis auf eine ungedrucktc Arbeit von H. Baicr, Die Abtei Gengenbach
, GK. Scheffels Bericht (a. a. O.) spricht nur von 364 Gulden 24 Kreuzer an rückständigen Kammer-
zielern.

83) Die Bambergischen Lehen im Großherzogtum Baden und Beschreibung der rückständigen Lehen-
Gebühren 1806, StaBa B 58/11.

84) Scheffels Bericht vom 1. Okt. 1802, GK Staatserw. a. a. O. fasc. 3, Wichtige Kommissions-Akte,
Frage 81.

85) Staedele 1954, 124 f.

86) U. vom 18. Okt. 1333, GK 30/130 Gb Stift, gedruckt ZGO NF 49, 1936, 209; U. vom 31. Januar
1343, GK 30/130, gedruckt ZGO NF 49, 1936, 212; die Klosterforderung „ab und von dem zechenden (der
Herrschaft Lahr) zuo wagenstatt" über 3 l/l S £ Gelds wurde in „guetlichem u. früntlichem Vertrag" auf
3 Ä Straßburget £ ohne Anlieferungskosten für das Kloster ermäßigt, Vertrag vom 23. Okt. 1482, GK Kop
627 fol. 114 a, sowie viele andere.

87) Dies wird von dem größten Waldgebiet, der „Moos", gesagt, Akten GK Staatserw. a. a. O. „Die
Abtei ist über alle im zellisch-harmersbachischen und zum Teil im fürstenbergischen Gebiet liegenden, sehr
weitläufigen, aber auch übel zugerichteten Forstwaldungen der Forstherr." Ebenda. „Diese Waldungen
waren beim Ubergang an Baden in einem erbärmlichen Zustand." Staedele a. a. O. S. 125. Genauso sah es
auch in den Allmendwäldern aus. Nordracher Leute haben jahrelang im Allmendwald nach Belieben Holz
geschlagen, ohne sich um das Urteil des kaiserlichen Kammergerichts zu kümmern. Selbst in Anwesenheit der
kaiserlichen Kommission fuhren sie fort, den Wald abzuholzen. Ein Notar Greß hatte die Bauern dazu
aufgereizt. Kreismilitär erst konnte wieder Ordnung schaffen. Die Kosten fielen der Gemeinde zur Last.
Akten 1782—1785, HStaStu A 202, Geh. Rat I, Rubrum 37 Nr. 27.

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