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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 198
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Köpfe aus der Lautenbacher Serie, wo dies besonders bei Hans Marquards Mutter,
Katharina von Sulzbach, zu erkennen ist (vgl. Mundpartie und Nase!). Es sei
ferner erwähnt, daß die beanstandete braunrote Farbe auch bei der Petrusscheibe
des Germanischen Museums Nürnberg aus der Türkheimsammlung, die dem
Hemmelkreis zugerechnet wird, vorkommt.

Was aber am auffälligsten das Fragment in den Kreis der Lautenbacher Scheiben
zieht, ist die Zeichnung der Augen. Im Gegensatz zu den Augen der andern veröffentlichten
Fragmente und zu den anerkannten Hemmelbildern sind bei unserem
Jüngling die unteren Augenlider eiförmig gebogen, so daß unter der Iris das Weiß
des Augapfels erscheint. Solche Augenzeichnung finden wir im beiliegenden Bild
der Katharina von Sulzbach und ihrem Patron, Johannes dem Täufer, während
sie bei der Hemmel eigenhändig zugeschriebenen Barbara nicht vorhanden sind.
(Die Beispiele können in Lautenbach durchgehend aufgezeigt werden!)

Auffallend bei unserem umstrittenen Fragment sind ferner (siehe auch Wentzel)
die sehr dunkle Stirn, der schwarz nachgezogene Nasenrücken und der dunkle
Fleck am Nasenflügel. Solche Eigentümlichkeiten kommen bei keinem Hemmelbild
vor. Es wäre möglich, dabei an spätere Ausbesserungen zu denken. Gerade das
Nachziehen der Nasenkontur läßt mich vermuten, daß es sich um eine von Mone
1882 erwähnte „sehr oberflächliche Instandsetzung" einer Offenburger Glasmalerei
aus dem Jahre 1840 handelt. Technische Untersuchungen müßten diese Frage
klären können.

Auf Grund der vorgelegten Umstände dürften wir wohl berechtigt sein, das
Kopffragment der Wiesbadener Sammlung für Lautenbach zu reklamieren.

Es erhebt sich nur die Frage, wie dieses Fragment in den Besitz der Pfortschen
Werkstatt gekommen sein könnte.

Zunächst wird nicht zu beweisen sein, daß die Scheibe überhaupt von Pfort
kam. Der Sammler August Demmin hat von Pfort „vor 1882" Scherben erworben.
Im Jahre 1878 wurden die Lautenbacher Scheiben ausgeglast und von Beiler,
Heidelberg, restauriert. Bei der Sendung befanden sich (nach Lautenbacher Akten)
auch zwei Kisten mit Scherben, die zur Ausbesserung noch wenig beschädigter
Stücke verwendet werden sollten. Uber den Inhalt der Scherbenkisten besteht kein
Inventar. Beiler hat dann in einem von Mone 1882 angestrengten Prozeß zugeben
müssen, daß er (bzw. angeblich sein inzwischen nach Amerika ausgewanderter
Geselle) eine Reihe Scheiben entwendet, kopiert und die Kopien statt der Originale
wieder abgeliefert hat. Soweit die Originale noch greifbar waren, kamen sie
damals nach Lautenbach zurück. Aus Scherben wurden nach Angaben Beilers
u. a. die Wappenscheibe des Bischofs von Straßburg zusammengesetzt. Weiter habe
ich eine heutige Doppelstifterscheibe als aus zusammengesetzten Scherben entstanden
erkannt. Nach den noch erhaltenen photographischen Aufnahmen, die
1878 Pauli, Heidelberg, anfertigte, können aber sonst nur wenig Originalscherben
verwendet worden sein. Es kann nicht ausgeschlossen sein, daß der Sammler
Demmin auch von Beiler oder dessen Gesellen solche ihn interessierende Scherben
erworben hat — vielleicht sogar Pfort selbst. Demmin fügte sie dann zum Hauptfundus
seiner Pfortschen Erwerbung, womit (falls der Weg nicht über Pfort

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