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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 205
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anzulegen, das Geld dafür erbrachten ihre dürftigen Äckerlein nicht. Ein wenig
reichlicher machten es die Unzhurster, indem sie das Hochzeitshalstuch der Mutter
als „Tauftuch" über das Taufkissen legten. Das erstgeborene Kind erhielt immer
den Namen des Großvaters bzw. der Großmutter.

Das Taufwasser

Im Gebiet der Abtei Schwarzach wurde dem Erstgeborenen Jahr für Jahr zum
Angedenken an die Weihe des Taufwassers ein Schilling gespendet: er erhöhte die
Kraft des geweihten Wassers.

Ursprünglich gingen nur die Taufpaten zur Taufhandlung. Das Bühler Rüggericht
schrieb 1631 vor, daß künftighin auch der Kindsvater der Taufe anzuwohnen
habe. Diese Anordnung bestand noch als Sitte ums Jahr 1877.

Die Taufbriefe

In Ottenhofen gaben die Taufpaten und die Nachbarn dem Kind beim ersten
Austragen mit Segenssprüchen beschriebene oder bedruckte Zettel ins Tragkissen
als Schutz vor bösen Geistern. Wer es sich leisten konnte, gab diesem „Taufbrief"
noch ein Amulett bei.

Beschwerden des Kleinkindes

Gegen die Zuckungen der „Gichter" nähte man in Unzhurst Kräuter aus der
„Wiehhenne" oder auch einen Zweig aus dem Palmbuschen ins Kopfkissen. In
Oberbruch holte man aus dem Kloster Fremersberg ein „sicheres" Mittel: Die
Mönche brachten von ihren Wallfahrten ins Heilige Land Kräuter mit, die sie am
ölberg oder am Kalvarienberg gepflückt und dann gedörrt hatten. Teile davon
wurden in Beutelchen genäht und dem Kind in die Wiege gelegt.

Schwere Erkrankungen

Eine „Braucherin" träufelte in Bühlertal dem Kind Saft aus den Blättern der
Dachwurz in den Mund. Bei einer Volksmission um die Jahrhundertwende aber
untersagte der Missionar diese Kur. Sie wurde auch in anderen Gegenden unserer
Heimat angewendet, und noch heute sieht man das Pflänzlein allenthalben auf
Hofmauern oder niederen, also leicht erreichbaren Dächern. Fragt man nach der
Bedeutung der Pflanze, so erhält man nur ausweichende Antworten. Wirksam ist
der Saft tatsächlich gegen das Gift der Bienenstiche. Das wußten besonders die
Neusatzecker.

In Moos preßte man dem kranken Kind eine Taube auf die Herzgrube. Das
Tier ging bald darauf ein, das Kind gesundete. Besondere Wirkung sollen Turteltauben
gehabt haben. Half jedoch dieses sympathetische Mittel nicht, so gab man
dem Kind Stutenmilch ein.

Das Kind mochte den Mehlbrei nicht

„Nani popeia!

Der Pappe isch guet,

Wenn mer brav Huni (Honig)

Un' Zucker dran tuet."

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