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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 206
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Hexenfurcht

Die Germanen fürchteten die Dämonen, die Alemannen in Ottenhofen die
Hexen: Deren Kinder hatten die Häßlichkeit ihrer Mütter geerbt wie die Kinder
der Menschen die Anmut ihrer Mütter. Das neideten die Hexen den Menschen
und vertauschten, so sich Gelegenheit bot, ihre häßlichen „Bälge" gegen die lieblichen
Kinder der Menschen. Glaubte nun eine Mutter, ihr Kind sei vertauscht
worden, so nannte sie das „unterlegte" Kind „Wechselbalg". Um ihn zu vertreiben
, verprügelte sie ihn und warf ihn bei Anbruch der Nacht auf den Misthaufen
. Die Hexenmutter hörte das klägliche Geschrei ihres Kindes und machte
den Tausch rückgängig.

Das verhexte Kind

War ein Kind in Neusatzeck von einer Hexe „beschrien" worden, so gab man
ihm einen Absud von Wacholderbeeren zu trinken.

Der Nachtkrabb (Nachtrabe)

Es war strenge Regel, daß die Kinder nach dem Läuten der „Betglocke"
ihre Spiele einstellten und sich nach Hause begaben. Wer sich verspätete oder
eben nicht rechtzeitig sich verzog, dem setzte sich der Nachtkrabb auf den Kopf
und zerkratzte ihm die Stirnhaut oder riß ihm gar die Haare aus.

Der Nachtkrabb braucht nicht gerade von Wotans Hugin oder Munin abzustammen
, doch er spukte auch in anderen deutschen Gauen.

Die ersten Spiele

Kleine Einzelgänger vergnügten sich in Neusatz mit dem Antreiben ausgedienter
Faßreifen. Gekaufte Ware sah man nicht, zu so was war kein Geld da. Die
größeren Buben spielten Sprengeries, Schuckerles und Koules. Es waren reine Geschicklichkeitsspiele
. Sprengeries: Der eine der beiden Partner warf einen Uniformknopf
gegen eine glatte Wand, die ihn zurückwarf. Der Gegner warf ebenfalls
im Streben, seinen Sprenger möglichst nahe an den ersten heranzubekommen.
Fiel er nur eine Spanne weit weg, so hatte er zwei beinerne Hosenknöpfe gewonnen
; machte der Abstand zwei Spannen, so gab es nur einen Knopf. Schuckerles: Die
beiden Spielenden schleuderten je eine aus Blei gegossene flache Scheibe von etwa 7 cm
Durchmesser möglichst weit von sich. Gab ihr der Werfer Drall, so vermied er das
Überschlagen. Als Maß diente wieder die einfache oder die doppelte Spanne.
Koules: Zwei eiserne Kugeln (Kaulen) wurden nacheinander abgeschurgelt und
dann die Abstände gemessen, wieder nach Spannen. Selten sah man einen Tanzknopf
, den der Krummholz einem Büblein gedreht hatte. Verwandt mit dem
Tanzknopf war der „Lausbub"; er wurde durch eine Schnur gespannt und tanzte
dann auf dem Kopf. Auch er wurde vom Wagner gedreht und ausstaffiert.

Die Mädchen „köchelten" in der ersten Frühlingssonne mit Scherben zerbrochener
irdener Kochtöpfe. Die Puppen hatten zwar das Säuglingsalter seit einem
Menschenalter überschritten, doch was von den Köpflein noch übrig war, wurde
mit selbstgenähten Häublein und Röcklein geschmückt. Und die Puppenwiege ist

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