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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 208
(PDF, 61 MB)
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8. „Ach, warum mußt du sterben, sterben, sterben, ach
warum mußt du sterben, sterben?"

9. „Weil ich den Vater nicht gehört, nicht gehört, nicht gehört, weil
ich den Vater nicht gehört, nicht gehört."

10. Da zog er aus der Tasche, Tasche, Tasche ein
kleines, kleines Messerlein, Messerlein.

11. Ein kleines, kleines Messerlein, Messerlein, Messerlein, ein
kleines, kleines Messerlein, Messerlein.

12. Und stach ihr's in das Herz hinein, Herz hinein, Herz hinein, und
stach ihr's in das Herz hinein, Herz hinein.

13. Mariechen war ein Engelein, Engelein, Engelein, Mariechen
war ein Engelein, Engelein.

14. Der Karl, der war ein Bengelein, Bengelein, Bengelein, der
Karl, der war ein Bengelein, Bengelein.

Dieses Kinderlied stammt aus den Zeiten der Ritter. Es ist wohl das Schlußstück
der Ballade über die Untaten des Ritters Ulinger. Ihr Inhalt ist folgender: Der
Ritter betört durch sein Singen vor einem Königsschloß die Tochter des Königs.
Sie achtet nicht auf die Warnungen der Eltern, des Bruders und der Schwester
und reitet mit dem Ritter in den Wald und macht sich in seinen Armen schuldig.
Elf Turteltäublein und ein Blutbrunnen machen sie mißtrauisch, und da sie weinend
um sich sieht, erblickt sie elf an einen Baum gehängte „Frauenbilder" — sie
soll nach den Worten des Verführers die zwölfte werden. In grauser Lust aber
legt sie dem Ritter das Haupt vor die Füße.

Die rohe Art des Todes der elf Jungfrauen und die nicht minder grausige
Rache des Bruders an dem Ritter — er wird in einer der verschiedenen Fassungen
der Ballade einmal zu Tode geschleift — deuten auf sehr frühes Entstehen der
Sage. Als Ballade wurde sie schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Holland
gesungen und wird auch in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Nürnberg bestätigt.
Über Spielleute und sonstiges fahrendes Volk kam sie auch ins Bürgertum und fand
auf dem gleichen Weg auch Eingang in die Spielgemeinschaften der Kinder. Diese
gestalteten sie ihrem Alter entsprechend um und lassen den Bruder den der Schwester
angetanen Schimpf anstatt an dem schurkischen Ritter an der Schwester vollziehen
. Nach Auffassung der Kindesseele stirbt die Königstochter ohne Schuld,
sie geht deshalb in den Himmel ein, der rächende Bruder jedoch wird nur ein —
Bengelein: echt kindlich.

Der Reigen wurde noch in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
in manchen Ortschaften der nördlichen Ortenau aufgeführt.

Frühjahrsspiel der Buben

Während die Mädchen das Spielen mit dem Ball meist einzeln betrieben,
kannten die Buben nur das Zusammenspiel im Eckedi (Eckball) und den Reiterball
, beide jeweils zu viert. Beim Eckedi wurde ein Quadrat markiert, an jeder
Ecke stellte sich einer der vier Spieler auf. Einer „schuckte" den Ball an nach
freier Wahl, etwa ins gegenüberliegende Eck. Der Gegenspieler hatte den Ball

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