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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 216
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Widmann nicht frei. Der tüchtige Professor forderte darauf einen neuen Vertrag
mit 80 Gulden Gehalt. Er muß inzwischen ein sehr vermögender Mann geworden
sein. Denn 1505 lieh der Hofarzettmeister Johannsen Widman von Heimsheim
400 Gulden — dem badischen Markgrafen! Das ist eine kuriose Urkunde, wobei
noch anzumerken wäre, daß der Freiburger Widmann mittlerweile den Titel eines
Hofarztes erhalten hat — vielleicht war jene frühere Vertragsbestimmung über die
zwei freien Tage, um auswärts zu praktizieren, schon ein Anfang dazu gewesen,
und Widmann mag in den folgenden Jahren des öfteren nach Baden-Baden gefahren
sein, um am Hof bei etwelchen Kollegien seinen ärztlichen Rat zu erteilen.
Aber auch mit dem schwäbischen Hof stand derHeimsheimer in guten Beziehungen.

Die Überkreuzungen in den Beziehungen der beiden Johannes Widmann, des
Möchingers und des Heimsheimers, beide am Beginn des 16. Jahrhunderts berühmte
Professoren und Ärzte, der eine in Tübingen, der andere in Freiburg, der eine
am schwäbischen, der andere am badischen Hof, haben den Historikern manches
Kopfzerbrechen verursacht. Wenn es nämlich richtig ist, daß der Tübinger Widmann
im Jahre 1506 Stadtarzt in Ulm wurde, so müssen Gründe vorhanden
gewesen sein, sicherlich schwerwiegende Gründe, die ihn veranlaßten, die schwäbische
Universitätsstadt und Residenz zu verlassen. Hatte sich der Herzog mit ihm
überworfen? War es zu Streitigkeiten an der Hochschule gekommen? Einen mittelbaren
Hinweis finden wir in der Tatsache, daß in dem Dienerbuch Ulrichs I. in
jenen Jahren plötzlich der Name des Freiburger Johannes Widmann auftaucht.
Dort heißt es: „Doctor Johanns Widman, arzet zu Friburg, ist besteh lut bestel-
brieffs auf den 13. September 1507, und git man ym XXX Gulden, 1 Hoffclaid."
Man hatte also den Freiburger nach Tübingen kommen lassen, und zwar sollte er
den Herzog auf einer Reise nach Rom als Leibarzt begleiten: hat der Tübinger,
jetzt Ulmer, Widmann, hat der Onkel den Neffen empfohlen, vielleicht weil er
selbst als Sechzigjähriger die Reise scheute? Oder war der Möchinger — vorübergehend
— in Ungnade am schwäbischen Hof gefallen und hatte der Herzog
deshalb den Freiburger Professor aufgefordert?

Wir wissen aus der vergeblichen Berufung nach Baden-Baden im Jahre 1503,
daß die Freiburger Universität ihren berühmten Mediziner nicht freigab; auch in
diesem Fall erhielt Widmann von der Hochschule und von der Stadt nur einen
befristeten Urlaub auf ein Vierteljahr, nicht viel für eine Reise nach Rom. Und
selbst dies erfolgte nur, weil die Universität ein Interesse daran hatte, daß einer
ihrer Professoren nach Rom kam, um dort einige Geschäfte der Hochschule bei der
Kurie, sozusagen nebenher und billig, erledigen zu können.

Der Freiburger Widmann kam also nach Tübingen, ging mit dem Herzog auf
Romfahrt. Die Reise endete schon in Bozen, wo man am 30. Januar 1508 eintraf.
Unterm 25. Mai schrieb der Herzog einen Brief an den Rat der Stadt Freiburg
und bedankte sich, daß er seinen Stadtarzt ihm überlassen habe. Widmann ist
demnach sofort pflichtgemäß wieder nach der Stadt im Breisgau zurückgekehrt;
es geht auch aus einem Freiburger Protokoll vom 19. August 1508 hervor, in dem
er als Stiefvater dreier Kinder erwähnt wird.

Ein zweites Mal kreuzen sich die beiden Doktoren und Professoren Johannes

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