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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 224
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0236
Thermalquellen von Baden-Baden und Wildbad und ihrer Kuren. In der Stiftskirche
zu Pforzheim ward der Professor Dr. medicinae Johannes Widmann, der
Möchinger genannt, zur ewigen Ruhe bestattet.

Der berühmte Arzt hinterließ zwei Söhne. Als der Vater starb, waren beide
längst schon in hohen Ehren ergraute Männer; aber keiner von ihnen ist dem
Vater in seiner Wissenschaft und in seinen Ämtern nachgefolgt. Beide sind Juristen
geworden. Wir haben schon oben anläßlich der Vermählung Widmanns mit der
Badener Jungfrau Ingelhan den Erstgeborenen Beatus erwähnt. Nach den Forschungen
von Pfeilsticker, der ein großer Kenner genealogischer Zusammenhänge
in Württemberg ist, müßte freilich angenommen werden, daß der 1479 geborene
Beatus, wie auch der 1481 oder 1482 geborene zweite Sohn Ambrosius, einer
zweiten Ehe Widmanns mit einer Mechtild Bälz, einer Tochter des Schreibers
Henrice Bälz, entstammten. Das scheint aber wenig wahrscheinlich, denn damals
war Widmann noch markgräflicher Leibarzt in Baden-Baden. Die größere Wahrscheinlichkeit
spricht für eine zweite Ehe, als Widmann sich in Tübingen niedergelassen
hatte, in den Jahren nach 1484, denn 1492 erbt Widmann durch seine
Gattin Mechtild einen Hof in Kornwestheim. Noch eine weitere Wahrscheinlichkeit
spricht für unsere Annahme: unterm 1. März 1485 erhält Widmann den Brief
seines alten Straßburger Freundes Petrus Schott, in dem dieser unter anderem
auch der Frau Widmanns „salubrem lactumque partum" wünscht. Widmann sah
also, kaum in Tübingen angekommen, neuen Vaterfreuden entgegen. Es ist aber
unwahrscheinlich, daß der Straßburger die zweite, schwäbische Frau „samt Eltern"
schon so gut kannte.

Mag dem aber sein, wie es will: beide Söhne haben eine erfolgreiche Laufbahn
eingeschlagen. Der 1479 in Baden geborene Beatus wurde am 19. November 1489(?)
als Wydman de Baden in Tübingen inskribiert, war 1504 Professor des Kirchenrechts
. Quelle: ein Gedicht des seinerzeit berühmten schwäbischen humanistischen
Dichters Heinrich Bebel an den Prof. Dr. Joh. Widmann zu Tübingen. Dann
wurde er vorderösterreichischer Kanzler, 1508 „tirolischer Kanzler", Regimentsrat
der österreichischen Regierung, 1516 Eigentümer von Schloß und Dorf Mühringen
bei Horb, 1525 Besitzer von Gut und Dorf Kirchentellinsfurt. Haller schreibt von
ihm, er sei einer der meist beschäftigten Räte der Regierung und zuletzt Kanzler
König Ferdinands I. gewesen.

Von dem zweiten Sohn Ambrosius wissen wir, daß er am 24. September 1490
als Ambrosius de Tuvingen inskribiert wurde. Auch hier wird man ein Fragezeichen
setzen müssen: kann diese Jahreszahl stimmen, wenn der gleiche, sonst
sehr sorgfältige Autor den Ambrosius Widmann 1481 oder gar 1482 in Baden
geboren sein läßt? Gleichviel: wichtiger ist, daß er 1504 seinen Doktor der Rechte
in Italien macht, 1506 ist er Ordinarius civilis in Tübingen. Unterm 23. Oktober
1510 wird er als Hofgerichtsassessor, 1510 als cancellarius erwähnt, und unterm
23. Januar 1522 ist er beurkundet als Patronatsherr über die Pfarreien Dagersheim
und Darmsheim. In den Wirren der Reformationszeit floh er nach Rottenburg a. N.;
dort starb Ambrosius Widmann im Alter von 80 Jahren am 10. Juni 1561; also
wäre er doch 1481 geboren.

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