Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 8
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0010
wohnt. Der erste Aufenthalt, dessen ich mich dort erinnern kann, fällt in das
Frühjahr 1 82 8").

Damals war das Haus von einem viel größeren Garten umgeben, da die
Oosbach einen anderen Lauf hatte; ihr jetziges Bett bildete einen Mühlkanal,
während jenseits desselben eine Insel lag und um die Insel die Oos, ungefähr an
Stelle der heutigen Straße, einen Bogen beschrieb. Wo jetzt der Englische Hof
steht, dehnten sich weite Gärten aus. Weilten meine Eltern in Baden-Baden, so
wohnten wir Söhne in einem der einstöckigen Nebengebäude, die sich rechts und
links an das Hauptgebäude anschlössen und inzwischen verschwunden sind.

Große Lederdecken überspannten die Lastwagen

Die Leistungen des Marstalls (in Karlsruhe) waren damals hervorragende, da
alle Reisen meiner Eltern im Lande stets mit eigenen Pferden durchgeführt und
hierbei unterwegs sechsspännige, vierspännige und zweispännige Relais gelegt
wurden. Bei Besuchen in Baden-Baden fuhren meine Eltern mit untergelegten
Pferden sogar bis Offenburg. So war denn auch bei Landaufenthalten die Anzahl
mitgenommener Pferde eine verhältnismäßig große.

Zur Uberführung des Gepäcks dienten die Baufuhrzüge, welche in der Regel
ein bis zwei Tage vorher abgingen und im Schritt fuhren. Interessant war allein
schon der Anblick solcher Lastzüge. Sie bestanden in der Regel zunächst aus zwei
großen Leiterwagen, über und über mit Koffern vollgepackt und mit großen
Lederdecken überspannt, und dann aus zwei mächtigen Fourgons5) von einer
heutzutage kaum mehr vorkommenden Größe. Wie solche Wagen, mit vier
Pferden bespannt, die alte Steige zum Schloß Eberstein hinaufkommen konnten,
erscheint uns heutzutage geradezu als ein Rätsel, und doch mußte bei dortigen
Aufenthalten die Steige mehrere Male im Monat überwunden werden, da alle
Wäsche nach Karlsruhe gebracht und wieder zurückgeführt wurde.

Auerhähne und Birkwild um die Jahrhundertwende

Bei Rastatt, Malsch, Muggensturm, Kuppenheim, Schloß Favorite, bei Baden-
Baden und in den Rheinniederungen bei Iffezheim, Leiberstung, ferner bei
Ettlingen, Durlach fanden meistens die Hofjagden statt. Diese Jagden wurden
von Forstmeistern beaufsichtigt, welche größere Bezirke mit Bezirksförstern unter
sich hatten. U. a. waren im Murgtal, bei Eberstein und in den Bezirken Herrenwies
noch bis gegen Ende der dreißiger Jahre sehr viel Hochwild vorhanden. Auch die
Auerhahnjagd war damals noch sehr verbreitet. Die meisten Auerhähne fanden
sich bei Kaltenbronn und Herrenwies. Desgleichen standen noch viele Birkhähne
in den Bergen bei Baden-Baden, insbesondere bei der Yburg und an den Abhängen
gegen Steinbach zu. Gegen Ende der dreißiger Jahre wurden bei einer großen

4) Baden-Badens Bürger waren um 1800 zu einem Großteil auch noch Winzer und Bauern. Nach einer
Viehzählungsliste von 1828 befanden sich folgende Haustiere in der Bädersladt: 19 Esel, 136 Pferde,
404 Kühe, 95 Ochsen, 57 Ziegen und 809 Schweine (A. Schreiber, Bade dans le Grand-Duche, Seite 6).

5) Zweirädrige, langgestreckte und mit Planen überspannte Troßfahrzeuge.

8


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0010