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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 13
(PDF, 62 MB)
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Fremersberg und Yburg. Mitte der dreißiger Jahre wurde an der Stelle des alten
Klosters ein Haus gebaut mit einer kleinen Wirtschaft; zur Erinnerung an das
einstige Gotteshaus errichtete mein Vater das noch heute dort stehende schöne
Kreuz aus weißem Sandstein, zu welchem mein ältester Bruder die Zeichnung
entwarf und unser Erzieher Hofrat Rinck") die lateinische Inschrift verfaßte,
während der alte Steinhauer Beizer in Weisenbach die Ausführung besorgte12).

Schlechte Straßen allenthalben

Auch in den Tälern nach Geroldsau und Beuern waren nur schlechte Wege
vorhanden13); man konnte kaum bis zum Dorfe Geroldsau fahren. Schon nahe
bei Lichtental mußte man eine Steige überschreiten, von wo aus es wieder steil
bis zu der Stelle hinüberging, wo heute eine kleine Kapelle steht. Zum Wasserfall
selbst führte nur ein Holzabfuhrweg. Wollte man von Baden aus Schloß Eberstein
besuchen, so hatte man hierfür drei Wege zur Verfügung.

Großherzog Leopold ein rüstiger Wanderer

Entweder bequem zu Wagen über Oos, Kuppenheim und durchs Murgtal, oder
die Gernsbacher Straße entlang, an der Teufelskanzel vorbei, bis Gernsbach, oder
endlich über Lichtental bis Oberbeuern und von da zu Fuß durch den Wald.
Dieser letztere Weg wurde ganz besonders häufig gewählt, oft auch an einem
Nachmittag hin und her zurückgelegt. Mein Vater war sehr gut zu Fuß und ging
die ganze Strecke meist in 2V> Stunden; wir Kinder durften ihn hierbei oft begleiten
, wobei wir gemächlich um 2 Uhr nachmittags von Baden loswanderten
und um 9 Uhr abends wieder zurückkamen.

Marienhorn und Pfeffernüsse im Kloster Lichtental

An Nachmittagen mit zweifelhaftem Wetter besuchten meine Eltern häufig die
Klosterfrauen in Lichtental14), zumeist zu Wagen. Da die Äbtissin gewöhnlich

11) Don grundlegenden Unterricht erhielt der Prinz bis zur Konfirmation von dem Bibliothekar Rinck,
den die Mutter ehedem als ihren eigenen Lehrer schätzen gelernt (Dove, Großherzog Friedrich von Baden,
Seite 22).

12) Erst Ende der dreißiger Jahre ließ der restaurationsfreudige Großherzog Leopold auch das Jagdhaus
Fremersberg wieder instand setzen. An der Stelle, wo der Hochaltar der Klosterkirche gestanden hatte,
ließ Großherzog Leopold 1838 ein steinernes Kreuz mit Inschrift errichten. Nach der Ballade von Eduard
Brauer in den „Badischen Sagebildern " heißt sie:

„Ob auch die Welt in Trümmern geht,
Das Kreuz doch unerschüttert steht;
Und ob das Herz im Kampfe bricht —
Mein Herr und Christ, ich laß* dich nicht."

(Berl, a. a. O. 144)

13) Die Fuhrwerke mußten sich damals auf Straßen fortbewegen, die mit heutigen Feldwegen große
Ähnlichkeit hatten. Selbst in der Residenz Karlsruhe fehlte es noch an einem Pflaster, und bei Regenwetter
waren die Bürger verpflichtet, lange Reihen von Brettern hinzulegen, damit man nicht im Schmutze steckenblieb
(Steinhoff, Großherzog Friedrich von Baden, Seite 7).

14) Die Beziehungen der Großherzogsfamilie zum Kloster Lichtental waren sehr eng. Besonders Großherzog
Leopold war es, dem die Erhaltung der Fürstenkapelle an der Nordseite der Klosterkirche am
Herzen lag, ruhten doch hier seit 1312 die meisten seiner Ahnen, die Markgrafen von Baden.

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