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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 20
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und Schwester, blieben etwa zwei Stunden dort und kehrten dann auf demselben
Weg wieder zurück, wobei in der Regel auf der Holzwälder Höhe selbst das
Abendessen genommen wurde. Mein Vater war in Rippoldsau von dem Reisestallmeister
v. Seideneck33) und dem Kabinettschef Klüber begleitet; meine Mutter
hatte in ihrer Umgebung die Obersthofmeisterin Freifrau v. Wöllwarth mit ihrer
Tochter, der Hofdame, dem Kammerherrn v. Rinck und die Gouvernante meiner
Schwester, Fräulein Gerlach. In Griesbach wie in Rippoldsau hatten wir eigene
Pferde mit, da man außer der Post keinerlei Fahrgelegenheit an diesen Orten
finden konnte.

Uberbelegtes Schloß Eberstein

Nach Beendigung der Bade- und Trinkkur fuhren meine Eltern über Freudenstadt
und Forbach nach Schloß Eberstein, wohin auf einige Wochen auch Onkel
Max folgte. Die Gewohnheit, an schönen Abenden im Freien zu essen, wurde auch
dort fleißig fortgesetzt und manch herrlich gelegene Stelle zu diesem Zweck aufgesucht
. Die Gesellschaft, die sich zusammenfand, war zahlreich, zumal auch
häufig Gäste eingeladen waren; das Schloß war demnach dicht besetzt und der
Raum reichte nur dadurch, daß man einzelne Zimmer mit zwei bis drei Personen
belegte.

In den Arkaden von Schloß Favorite

Auch das Schloß Favorite wurde in den dreißiger Jahren mehrfach zu längerem
Sommeraufenthalte gewählt. Die Eltern richteten sich dann in den östlich gelegenen
Gemächern des mittleren Stockes ein, während die westlich gelegenen als
Fremdenzimmer reserviert blieben. Im oberen Stock wohnten nach Osten meine
älteste Schwester, die Obersthofmeisterin und die Hofdamen, nach Westen mein
Bruder Ludwig und ich mit Geheimrat Rinck, sowie die jüngeren Brüder mit
ihren Pflegerinnen. Die Herren des Gefolges bewohnten die drei Gebäude, welche
sich am Ende der Arkaden befinden. Die Tageseinteilung war die gleiche wie in
Baden. Da auch hierhin Pferde und Wagen in größerer Anzahl mitgenommen
wurden, so unternahm man häufig weitere Ausflüge in die Umgegend. Aber auch
Fußtouren wurden gemacht, über die Berge nach Baden, nach Schloß Hohen-
baden, nach Ebersteinburg oder auch nach Eberstein. Da wir auf Favorite im
Hochsommer wohnten, so speisten wir gewöhnlich in dem durch drei Stockwerke
gehenden großen Saale des Erdgeschosses, als dem kühlsten Platz im Schlosse34).
Nach dem Essen ging man in den Pavillon hinüber, an den sich die offenen Arkaden
anschließen. Im Pavillon selbst befand sich ein Billard, auf dem manchmal
eine Partie gespielt wurde, zumeist setzte man sich unter den ersten Bogen der

33) Ein jüngerer Bruder des Großherzogs Karl Friedrich, der Prinz und Markgraf von Baden Wilhelm
Ludwig, heiratete 1766 morganatisch Wilhelmine Christine Scharfmann, die ab 1777 als Freiin v. Seideneck
geadelt wurde (Schuler, Das fürstliche Haus Zähringen-Badcn, Anhang).

34) Während der Abendvereinigung im August 1815 z. B. suchte jeder ein Plätzchen auf dem Teppich
zu finden, der lange nicht den ganzen, mit Marmor belegten Fußboden deckte; es war wahrhaftig kalt und
unfreundlich (Freystedt, a. a. O. Seite 121).

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