Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 102
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0105
Bilgerin von Heudorf zu seinem Recht gegen die Stadt Bern zu verhelfen, griff
er einige Berner Kaufleute auf, die sich auf dem Weg zur Frankfurter Messe
befanden, nahm sie gefangen und setzte sie im Schloß zu Schuttern fest. Sofort
erschien Straßburg auf dem Plan, das seinerseits mit Bern ein Schutzbündnis hatte.
Die Straßburger zogen vor Schuttern, eroberten Schloß und Stadt in wenigen
Tagen und zerstörten, was ihnen kriegstechnisch wichtig erschien. Bei ihrer alten
Erfahrung im Brechen von Burgen scheinen sie diesmal ganze Arbeit getan zu
haben. Als „zerschleift und ruiniert" werden schließlich Schloß und Stadtmauern
bezeichnet. Damit muß Schuttern seinen strategischen Wert endgültig verloren
haben. Was jetzt wiederhergestellt bzw. neu aufgerichtet wurde, war wohl nicht
viel mehr als ein Steinhaus mit einem Turm dabei.

Diebold aber hatte aus diesem Vorfall nichts gelernt. Er trieb es auch weiterhin
so, daß die Katastrophe nicht ausbleiben konnte. In seiner Hauspolitik verfolgte
er das Ziel, die vom Vater eingegangene Bindung an die Pfalz zu lösen und sich
Habsburg zuzuwenden. Da erschien nach 1480 der Pfälzer Amtmann, der zu
Ortenberg saß, mehrmals mit bewaffnetem Gefolge vor Schuttern und drang
gewaltsam in Schloß und Städtlein ein, um auf diese Weise die Rechte seines
Herrn zu demonstrieren. In der gleichen Richtung lagen andere Einfälle in
Geroldsecker Gebiet, darunter auch ein brutaler Überfall auf das Kloster Etten-
heimmünster, wo Geroldseck ebenfalls die Kastenvogtei ausübte. Diebold setzte
schließlich alles auf eine Karte — und verlor alles. Die alte Stammburg wie auch
der übrige sehr zusammengeschrumpfte Geroldsecker Besitz geriet in die Hand des
Pfalzgrafen, und die beiden Brüder Diebold und Gangolf kamen in die größte
Not. Diebold starb, ohne noch einmal bessere Zeiten gesehen zu haben. Gangolf I.
aber erlebte es noch, daß Kaiser Maximilian dem Pfalzgrafen in der sogenannten
Bayrischen Fehde (1503/04) alle seine Eroberungen in der Ortenau wieder abnahm
. So kommt es, daß das Schütterer Schloß Gangolf zugestellt wurde, wo er
dann vorübergehend einen Unterschlupf für sich und seine zahlreiche Familie
fand.

Aus dieser Zeit stammen auch einige Angaben über die zum Schloß gehörenden
Rechte und Ansprüche. Als sogenannte Zugehörungen werden genannt: 1. Scheuer,
Hof und Garten; 2. der Graben samt dem Turm, Burgstall und dem halben Stadtgraben
; 3. der Wald, das Bünlein genannt; 4. drei Matten samt Ackerstück;
5. zwei Fischwasser zu Blankenmeß, Ichenheimer Bann; 6. dem Bewohner des
Schlosses steht auch zu, so viel Schweine, als er in dem Trog zu Schuttern erzeugt,
in den Friesenheimer Wald zu schlagen und zu eckern; 7. auch müssen ihm die zu
Friesenheim, was er zum Haus und an Brennholz braucht, zukommen lassen;
8. sechs Stück Reben zu Friesenheim, so die Herrschaft Geroldseck bauen läßt,
gehören auch dazu. Somit war für die wesentlichen Bedürfnisse des Schloßinhabers
gesorgt.

Bei der Abgrenzung dieser Rechte dem Kloster gegenüber kam es hin und
wieder zu kleineren Auseinandersetzungen. Nachdem im bewegten Auf und Ab
ihrer Geschichte die Geroldsecker wieder auf ihrer Stammburg herrschten, begannen
sie bald auch selbstbewußter in der Gegend aufzutreten. Sie stellten mehr-

102


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0105