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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 139
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Reinfried und nach ihm Disch verlegten es ins Achergebiet20). Disch meinte,
„das ,Gottshauß zu Sanct Maria' in Gengenbach wurde 712 von einem Herzog
von Zeringen in Rheinfranken gegründet und mit der Grafschaft Schwiegenstein,
so sich vom genannten Schwigenstein ob Haslach bis zum Vellenthürnlin unter
Nieder-achern erstreckte, ausgestattet"21).

Der Wirtschaftsgeschichtler Gothein suchte das Velletürlin bei Staufenberg (also
bei Durbach)22). Simmler glaubte, es sei auf dem linken Kinzigufer23). Seinen
angeblich überzeugenden Ausführungen schloß sich Th. E. Mommsen an24).

Aber unzweifelhaft hat keiner recht. Kann Vallator-Felderen bei Schwarzach
in Betracht kommen, obgleich Gengenbach dort keinen Besitz, also keine Grundherrschaft
, noch weniger eine Gerichtsherrschaft hatte? Nur auf den ersten Blick
scheinen die Angaben Simmlers einzuleuchten. Allein bei näherer Prüfung zeigen
sich die Widersprüche und offenbaren Unstimmigkeiten.

Simmler fand im Namen Bellenwald eine Verwandtschaft zum Namen Velletürlin
, jedoch zu Unrecht. Bellen bedeutet soviel wie Pappeln; Beilenwald also
soviel wie Pappelwald, aber niemals gleich Velletürlin oder ähnlich.

Velletürlin, zum Zeitwort fallen gehörig, war ein von selbst
zufallendes Zauntor. Solche gab es im Mittelalter an manchen Orten
bei Abgabenstationen. Deshalb ist es tatsächlich gar nicht so einfach, festzustellen,
welches Velletürlin gemeint ist. Simmler dagegen meinte:

„Der Name Türlin deutet auf ein Defilee bzw. dessen Sperre. Nun trat in ihrem alten
Lauf die Kinzig dicht an den Bellenwald heran, bildete somit mit dem steil nach ihr abfallenden
Bergrücken des Bellenwaldes ein enges Defilee, das kaum Raum für einen Weg
gestattete. Eine alte Straße trat aber gerade auf dem linken Kinzigufer ins Tal ein, wie
heute noch auf der fraglichen Strecke die Benennungen ,Hördstraße' (auch Heerstraße)
in Gengenbacher Gemarkung und ,am Heerweg' in Zunsweierer Gemarkung beweisen.
Am Defilee des Beilenwaldes treffen heute noch die Banngrenzen von Zunsweier (Reichs-
vogtei), Berghaupten (geroldseckisch) und Reichenbach bzw. Ohlsbach (gengenbachisch)
zusammen und so wohl auch früher. So darf daher wohl mit voller Berechtigung angenommen
werden, daß hier eine Zollstätte war, die durch ein Tor die enge Passage
abschloß; ein festes Haus oder Türmchen bot den Zollwächtern den nötigen Schutz und
hielt den auch militärisch wichtigen Punkt fest, so daß hier der linksseitige Eintritt ins
Tal überwacht war, wie es auf dem rechten Kinzigufer durch das gegenüberliegende
Ortenberg geschah." 25)

Schon die Römer haben die Kinzigtalstraße auf das sicherere rechte Kinzigufer
gebaut, wie das Vorhandensein einer Römerstation auf dem rechten Ufer bei
Gengenbach bezeugt. Von Zunsweier her muß freilich seit der Besiedlung ein Weg
nach Berghaupten am Bellenwald vorbeigeführt haben, da beide Siedlungen lange
Zeit verwaltungsmäßig zusammengehörten. Er hatte nur örtliche Bedeutung. Dort
am Bellenwald war eine besonders tief liegende Stelle des Kinziglaufes, was man im

80) ZGO NF 4, 1889, 120 ff.

21) Disdi a. a. O., 359. Als Quelle dafür nannte er ein Aktenstück im GK, Zell a. H. Fase. 61, wo
tatsächlich diese ungereimten Dinge stehen.

22) Gothein a. a. O., 221.

23) ZGO 52, 1898, 165 ff.

24) Mommsen, Die Landvogtei Ortenau u. d. Kloster Gengenbach unter Kaiser Ludwig d. B., ZGO,
NF 49, 1936.

25) ZGO 52, 1898, 166.

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