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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 258
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0261
Immensteins aus dem Jahr 1797 ist folgende Beschreibung des Johannisfeuers
zu entnehmen: Etwa um die neunte Abendstunde entfachten zwei ältere
Männer auf diesem Stein eine mäßige Flamme. Hinzutretende Paare nährten sie
mit Wacholderzweigen, und in kurzen Abständen übersprangen sie mit verschlungenen
Händen schweigend die sparsam unterhaltene Glut. Auf einem Steinblock
mit geebneter Fläche brannte ein zweites Feuer. Um dieses bildeten die
Paare einen Ring, während in der Flamme der Körper eines kleinen Tieres verbrannt
wurde.

Zwei Flammen also brannten: die eine war das Opferfeuer, die zweite
war das der Krankheit vorbeugende bzw. solche heilende Notfeuer.

Die Besatzungsbehörde nach dem 2. Weltkrieg verbot diese Sonnwendfeier, sie
kam nach dem Abzug der Truppe nicht mehr in Übung. An einem Hang am
Ausgang des Tals der Büllot kam sie nochmals auf. Aber die Zündler waren
einmal heimgegangen, bevor die Flamme verlöscht war, das Feuer hatte um sich
gegriffen und Schaden angerichtet. Die Obrigkeit hatte daraufhin ein Dauerverbot
erlassen.

In E r 1 a c h sammelten die Jungburschen am Tag des Johannisfeuers bei den
Bürgern Brennmaterial für das Feuer. Wer das geheischte Scheit verweigerte, dem
blieb der Hanf im Wachstum stehen . ..

Das Heibermännle

Das Heidelbeerbrechen ist ermüdende Arbeit von der Frühsonne bis zum Abend
bei kärgster Kost. Man hört deshalb kein fröhliches Lied dabei. Schon deshalb
nicht, weil die Kinder das über die Plünderung der Heidelbeerstauden erboste
Heibermännle fürchten. Die Neusatzer nannten es vor der Jahrhundertwende
„Schibber". Ich bin seiner einmal ansichtig geworden in der „Förele", als ich mit
meinen Schwestern und Kameraden Heidelbeeren zum Einmachen pflückte. Hinter
den Stamm einer ausnehmend starken Forle drückte sich ein Männlein. Ein verwaschenes
Filzhütlein deckte eisgraue Haare, das faltige Antlitz war umrahmt von
grauem Spitzbart, graue Augen funkelten mich bösartig an, ein löcheriger Kittel
umfaltete den schmächtigen Leib, ebensolche Hosen steckten in brüchigen Langschäftern
. Eine rissige Hand umklammerte den Hirschhorngriff eines spitz ge-
zwingten Stockes. Keine Frau, kein Kind getraute sich in den nächsten Tagen ins
Heidelbeerholz. Der Schibber war ein Einspänner aus dem abgelegenen Lochwald
(Grenzwald) zwischen Neusatz und Lauf. Niemand wußte, wovon
er lebte, nur die Jäger vermuteten es. Aber erwischt hat ihn noch keiner, weder
beim Schlingenlegen noch bei der Zubereitung seiner Mahlzeiten; nicht einmal
seine Wohnhöhle hatten sie gefunden. Und die Leute, bei denen er Rehleber gegen
Brot und Kartoffeln tauschte, wußten zu schweigen. Seine Vorsicht entsprang dem
Streben, „seine" Wälder von Kindern „sauber" zu halten, vor Erwachsenen wußte
er sich schon zu wahren.

Die Bühlertäler Kinder jedoch fürchteten den Schibber nicht gar sehr,
sie brummelten sogar ein Spottlied über ihn:

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