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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 280
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0283
Karl Friedrich Pfnor, über den wir später Näheres hören werden, machte den
Verkauf von Amalienberg zur Bedingung. Das Gut war inzwischen aus Geldmangel
recht verwahrlost. Bankier Meyer wurde beauftragt, einen Käufer zu
suchen. Das Ehepaar Pfnor zog nach Mannheim.

Überraschend schnell hatte ein Inserat in einer englischen Zeitung in Paris
Erfolg. Ein Engländer namens C. H. H. Canty, angeblich Capitaine aus London,
kaufte den Amalienberg für den hohen Preis von 75 000 Gulden. Er zog mit Frau
und drei Kindern in das Schlößchen der Jeanette de Lom und war bald durch
sein gastfreies, luxuriöses Leben ebenso weitum bekannt wie zuvor die schöne
Jeanette. „Glänzende Gesellschaften wechselten mit Jagden, Bällen und Taubenschießen
und die ganze vornehme Badewelt sowie auch die bessere Rastatter
Gesellschaft fand sich häufig bei ihm ein."

Plötzlich hörte man in Baden-Baden von großen Verlusten, die dort reiche
Russen im Würfelspiel erlitten hatten. Die Fälle häuften sich. Canty vöm Amalienberg
war stets mit im Spiel gewesen. Es dauerte nicht lange, da entlarvte ihn die
Polizei als — Falschspieler. Er wurde des Landes verwiesen. Wieder stand Amalienberg
zum Verkauf.

Wie groß aber war das Erstaunen des Bankiers, als ihm Canty mitteilte, er
habe das Gut für die horrende Summe von 115 000 Gulden an einen jungen
holländischen Edelmann, Baron von Graefland, verkauft, und dieser wies auch
sofort die Summe in Amsterdam für Meyer an. So hatte Amalienberg wieder
einen Herrn.

Nicht für lange! Bald sah der Holländer ein, daß er „von abgefeimten
Gaunern schändlich betrogen worden war", womit Canty und zwei französische
Freunde gemeint waren, die den Kauf vermittelt hatten. Auch hielt es der junge
Mann auf dem vereinsamten Gutshof nicht aus. Reiselust überkam ihn. Er wollte
verkaufen, schnell, um jeden Preis.

Und so geschah das Unwahrscheinliche. Jeanette de Lom, einstmals Fürstin
Sapieha in spe, Frau Maurus, nun Frau Oberstleutnant Pfnor, kaufte ihren geliebten
Amalienberg zurück. Meyer vermittelte. Der Preis: 58 000 Gulden! Graefland
sandte zu allen Verlusten, die er erlitten, an Meyer ein prachtvolles Brillantkreuz
als Dank für den raschen Verkauf des Gutes!

Jeanette und das Lotteriespiel

So zog das Ehepaar Pfnor bereits 1836 wieder in Amalienberg ein. Aber schon
nach wenigen Jahren hatte Meyer wiederum Grund, in seinen Tagebuchblättern
über das Gut und die Frau zu berichten, die ohne Zweifel auch in seinem Leben
eine bedeutende Rolle gespielt hat. Einmal trug er in sein Tagebuch ein selbstverfaßtes
Gedicht ein „Der Sonne (Sapieha)" . . .

1844 notierte Meyer: „Vielen Kummer machte mir in diesem Jahr Frau Oberstleutnant
von Pfnor auf Amalienberg. Sie hatte ohne Wissen ihres Gemahls
infolge fortgesetzten Spiels in der Lotterie nach und nach allen Schmuck, Kleider,
Silber und so manches andere Wertvolle in den Leihhäusern von Mannheim und

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