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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0016
wo ich mit Trost im Weinberge des Herrn arbeitete. Von meinen sehr geliebten
Pfarrkindern entfernt, nach Bissingen in Württemberg verschickt, eine zerrüttete
Haushaltung und Verwaltung herzustellen, obwohl ich in meinem Leben nie
gewirtschaftet hatte. Gott gab auch hier seinen Segen, weil ich gehorsamte. Ich
ward von meinem seligen Prälaten vollkommen gerechtfertigt, und er gab mir
viele Beweise seiner Zufriedenheit. Und nun hat sich meine ganze Lage wieder
geändert. Hier fängt die neueste, die wichtigste, die letzte Epoche meines Lebens
an. Herr und Vater der Menschen, bisher hast du geholfen! Heilig gelobe ich dir,
auch auf dieser Stelle deinem unverkennbaren Willen zu folgen und meine Pflicht
zu tun. Gott, mein Trost und meine Hilfe! Gib, daß ich sei, wie dein Sohn uns
zu sein heißt: ,Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben!' Das
soll mein Wahlspruch sein und Schlange und Taube die Sinnbilder im Wappen."
Den Geist der Aufklärung leitet er in seinem Sinne, in dem er neben der Förderung
und Hebung der Ordensschule vor allem sein Augenmerk auf den Ausbau
des ländlichen Volksschulwesens innerhalb der St. Peter unterstellten Gemeinden
richtet. Persönlich verfolgt er den Fortschritt, die Methode, den Schulbesuch in
den einzelnen Schulen, belobigt und rügt die Lehrer und verteilt Prämien an
fleißige Kinder. Gerade dieser Weitblick erkennt schon sehr früh, daß eine umfassende
Bildung (darunter sei aber keine einseitige Wissensanhäufung zu verstehen
) letztlich den Menschen gegen die Auswüchse des „Zeitgeistes" widerstandsfähig
macht. Doch die Reformen des 41jährigen Prälaten werden jäh im Keime
erstickt, als die französischen Heere in den Breisgau, in Deutschland einrücken.
Aber auch in den Wirren und Leiden des Krieges behält Speckle einen kühlen,
klugen Kopf. Der Bevölkerung spricht er Mut zu, verhandelt geschickt mit den
Franzosen in seiner Eigenschaft als breisgauer Landstand. Viel hat das Kloster in
den zehn Jahren der wechselvollen Kriegswirren zu leiden. Am 18. Januar 1797
wird Abt Speckle ein kaiserliches Belobigungsschreiben ausgehändigt, worin sein
umsichtiges, tatkräftiges Handeln während der französischen Besetzung gerühmt
wird. In der Tat, der Prälat von St. Peter ist die „Seele des vorderösterreichischen
Consesses". Wir wundern uns deshalb auch nicht, daß die Franzosen bei einem
neuerlichen Einfall auch Abt Speckle als Geisel nach Straßburg schleppen (2. 11.
bis 23. 11. 1800), bis die auferlegten Kontributionen im Breisgau aufgebracht
sind. Der Preßburger Frieden (1806) beendet zwar den Krieg, zeigt aber auch an,
daß für die Klöster im Breisgau die Tage des Weiterbestehens gezählt sind, denn
in diesem Friedensvertrag fällt der vorderösterreichische Breisgau an Kurbaden,
dem auch der Besitz aller Klöster nach dem Willen Napoleons zugesprochen wird,
um damit die linksrheinischen Verluste der deutschen Fürsten auszugleichen.
Jahrelang trägt Speckle die Hoffnung, daß wenigstens St. Peter als die Grablege
der Zähringer Herzöge von den Folgen der Säkularisation verschont bleibe. Vergebens
! Selbst seine persönliche Vorsprache beim Kurfürst und späteren Großherzog
Karl Friedrich in Karlsruhe, seine Bittgesuche an die kaiserlichen Höfe in
Wien und Paris, ja selbst der verzweifelte Anruf des Heiligen Stuhles um den
Einspruch des Papstes bleiben erfolglos. Formell wird das Kloster im November
1806 aufgehoben. Dem Abte und einigen Mönchen wird noch wohlwollend ge-

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