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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 62
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Ausbruch der Unruhen wandten sich die Äbte von Ettenheimmünster und Schuttern
an ihren Geroldsecker Kastenvogt. Man lud sie ein, nach der Burg zu
kommen und sich ihres Schutzes zu bedienen. Die beiden Äbte zogen es aber vor,
nach Freiburg auszuweichen. Abt Konrad von Schuttern bezog Quartier im
sogenannten Schütterer Hof, Abt Laurentius von Ettenheimmünster wird sich
einer ähnlichen Unterkunft bedient haben.

Nach der Niederlage der Bauern kehrten Abt und Mönche ins Kloster zurück.
Die folgenden Jahre waren wieder einmal der Neuordnung und dem Wiederaufbau
gewidmet. Das Haus Geroldseck hatte sich inzwischen der Reformation
zugewandt, blieb aber weiterhin Kastenvogt über das Kloster. Der konfessionelle
Gegensatz, der sich herausgebildet hatte, war nicht dazu angetan, die Beziehungen
unter den Menschen zu verbessern. Es kam zu Spannungen in den Ortschaften
wegen Abgrenzung der Rechte und wegen der religiösen Betreuung. Beide Seiten
hatten ihren Ärger, so etwa das Kloster, wenn es erfahren mußte, daß einzelne
seiner Untertanen die Predigten der Prädikanten besuchten, oder die Geroldsecker
, wenn man feststellen mußte, daß die Untertanen zum Kirchweihtanz in
die katholischen Orte liefen.

Der schwelende konfessionelle Gegensatz schlug dann im Dreißigjährigen Krieg
in hellen Flammen auf. Hier möge die Situation jener Jahre nur in großen Zügen
skizziert werden. Bis 1629 wurde die Gegend nur von Durchmärschen berührt,
ohne daß ihre Bewohner das wahre Gesicht des Krieges zu sehen bekamen. Noch
1627 verhandelte der Abt mit seinen Bauern wegen des Molzers, als ob sonst
alles in der Welt in bester Ordnung wäre. Die schlimmen Jahre sollten aber bald
kommen. Sie begannen 1631, und dann erreichten Not und Elend bald ihren
Höhepunkt. Der häufige Wechsel der Besatzung, das Behauptenwollen, Aufgeben
und Wiedererobern der Gebiete setzte der Bevölkerung schwer zu und brachte
die Landschaft zum Ausbluten. Flucht der Einwohner, zaghafte Rückkehr, neue
Flucht, so geht es hin und her. Das Kloster war von 1633 an praktisch verlassen
und aufgegeben. Als besonderes Ereignis in unserer Gegend ist die Schlacht bei
Wittenweier zu nennen. Aus den letzten zehn Jahren des Krieges gibt es begreiflicherweise
nur dürftiges Quellenmaterial.

Der Wiederaufbau des Klosters nach dem Großen Krieg war das Werk einiger
tatkräftiger Äbte. Unter ihnen ist vor allem Abt Franziscus Hertenstein (1653
bis 1686) zu nennen. Durch kluges Wirtschaften, Sparsamkeit und straffere Ordnung
des Fron- und Zehntwesens gelang es ihm in verhältnismäßig kurzer Zeit,
große Schuldsummen abzutragen und die ökonomischen Grundlagen des Klosters
neu zu festigen. Auch Hertensteins Nachfolger, Maurus Geiger (1686—1704), war
unermüdlich für das Wohl des Klosters tätig. Indessen lähmten die Kriege Frankreichs
gegen das Reich zu Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts diese
günstige Entwicklung immer wieder und warfen das Kloster in den alten Zustand
zurück.

Als dann aber Ruhe eintrat und begründete Aussicht auf eine längere Friedenszeit
sich einstellte, kam der gestaute Aufbauwille voll zum Durchbruch. Eine

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