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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 95
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Bürgern unterzeichnet. Wenn das Kapuzinerkloster für die Geschäftswelt als Nahrungsquelle
bezeichnet werde, so sei das Institut mit seinen 30 bis 40 Internatsschülerinnen
ein gleichwertiger Ersatz. Dessen Verlegung nach Offenburg entspreche
dem letzten Willen der hochseligen Stifterin. Eine Stadt eigne sich weit besser als
Sitz eines Instituts, weil die Schülerinnen hier mehr Gelegenheit hätten, Privatunterricht
in Zeichnen und Musik zu nehmen. In Krankheitsfällen stünden auch
eher Arzt und Apotheker zur Verfügung. Dem Offenburger Stadtrat wurde mitgeteilt
, daß die Bürger keinen Grund zur Beschwerde hätten.

Die Bürgerschaft fügte sich dieser Entschließung. Oberbürgermeister Lihl und
Stadtrat konnten dem Landesfürsten versichern, „daß die Bürger die ihnen vom
durchlauchtigsten Landesfürsten erwiesene Gnade mit dem gerührtesten Dank
anerkennen". Sie ließen aber durchblicken, daß das Kapuzinerkloster neben dem
Erziehungsinstitut weiterbestehen könne.

In weiteren Regierungsprotokollen vom 29. Juli und 13. August 1808 wurde
die Ansicht vertreten, daß es im Sinne der Stifterin liegen würde, das Institut
nach Rastatt zu verlegen. Diese Stadt gehöre zu den altbadischen Ländern. In
Offenburg seien es nur wenige Beamte und „Honoratioren", die ihre Töchter in
dieses Institut geben. In Rastatt fänden sich weit mehr solcher Personen. Dazu
komme noch die Nähe von Karlsruhe, wo viele „katholische Diener" wohnen.
Von dem Offenburger Kapuzinerkloster sei nichts brauchbar als die vier Mauern.
Die Einrichtung des Instituts in diesem Gebäude würde beträchtliche Summen
verschlingen und sei deshalb „unökonomisch".

Aus diesen Verlautbarungen spricht aber auch eine gewisse Abneigung gegen
die Ordensgeistlichen. Man hielt sie für Gegner des modernen Geistes und sah
in ihnen Hindernisse des Fortschritts. Wir lesen hier: „Was das Offenburger
Kapuzinerkloster betrifft, so ist festzustellen, daß die Kapuzinerklöster zu sehr
mit der besseren Bildung kontrastieren. Sie verwirren den Geist des Volkes.
Deshalb müssen sie aus den Städten verschwinden. Der blinde Wille der Stadt
Offenburg ist nicht zu begünstigen. Die Weiterführung dieses Klosters würde
Aufsehen erregen, da doch in Rastatt und Baden-Baden die Kapuziner und
Franziskaner ohne Nachsicht ausgewiesen worden sind. Man muß in Offenburg
genauso verfahren, zumal manche Mißstimmung in dortiger Gegend von diesen
Mönchen herrührt. Deren Hegung würde mit dem Geist der Zeit zu sehr im
Widerspruch stehen."

Die Protokolle der verschiedenen staatlichen Stellen widersprechen sich und
hinterlassen den Eindruck, daß die Lage immer verworrener wurde. Aber auch
die Lehrfrauen wehrten sich gegen die Verlegung nach Offenburg. In einem
Schreiben teilten sie dem Ministerium mit, daß sie „einmütig entschlossen seien,
nicht nach Offenburg zu wandern, sondern in Ottersweier zu bleiben". So ist es
verständlich, daß die Verhandlungen abgebrochen wurden. Am 2. September 1808
verfügte das Ministerium des Innern, daß der Klosterbau in Ottersweier erweitert
werde. Das Offenburger Kapuzinerkloster sollte bis zum Aussterben des Konvents
bestehen bleiben. Aber man zögerte wiederum. Dies veranlaßte die Lehrfrauen
des Ottersweierer Instituts am 18. Februar 1809, die großherzogliche Regierung

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