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Luftbild der gesamten Baugruppe des Klosters Unserer Lieben Frau samt Madchengymnasium und Internat
in Offenburg.
Jahre nach unserer Umsiedlung behandelt man uns, als ob man uns fortschaffen
wollte." Die Annalen berichten auch, daß die Stadt dem Kloster die Grundstücke,
mit denen es sein Anwesen erweitern wollte, verweigert habe. Zwar werden die
Oberbürgermeister Lihl und Gottwald als Freunde des Klosters bezeichnet, sie
könnten sich jedoch gegen den Gemeinderat nicht durchsetzen.
Auch das Verhältnis des Klosters zur Pfarrei wurde vorübergehend getrübt.
Schuld daran war das unkluge Verhalten des Klosterseelsorgers Kling, der als
„würdiger, aber unerfahrener Geistlicher" geschildert wird. Man forderte die
Eingliederung des Klosters in den Seelsorgebezirk der Pfarrei. Die Klosterfrauen
aber wollten ihren eigenen Seelsorger haben. Eine Konferenz, bestehend aus dem
Pfarrektor Barthelmes, dem bischöflichen Kommissar Dr. Burg und dem landesherrlichen
Kommissar Freiherrn von Sensburg, trat zusammen. Sie erkannte die
Unabhängigkeit des Klosters von der Pfarrei an. Aber Kling war nicht mehr
tragbar und wurde ersetzt durch Pater Philipp Lihl, einen Exbenediktiner von
Schuttern.
Diese Tatsachen zeigen, daß die staatliche Bürokratie in das Klosterleben
hineinredete. Der landesherrliche Kommissar wachte darüber, daß der Kloster-
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