Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 116
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0118
Auf der südlichen Seite steht die Kirche. An die Nordseite des Chors schließt
sich der Kreuzgang an, der vor einigen Jahren mit Unterstützung der Stadt
restauriert und mit Kreuzwegbildern aus der Beuroner Kunstschule geschmückt
wurde. Hier ist der Stifterin des Instituts ein würdiges Denkmal gesetzt worden.
Unter dem markgräflich-badischen Wappen lesen wir:

„M. Victoria Pauline, gebohrene Herzogin v. Ahrenberg, Arschott und
Croy, des letzten Markgrafen von Baden-Baden, August Georg, nachgelassene
Wittib, geb. den 26. Oct. 1714, gest. den 13. April 1793. In Ermangelung
v. Nachkommen verordnete sie zum Erben ihres und des Gemahls Vermögen
die Kirchen, Schulen und Armen des Vaterlandes. Dieses Haus wurde
von ihr 1783 zu Ottersweiher gestiftet. Hierher verlegt 1823."

Eine in die Wand eingelassene Grabplatte erinnert an einen Konventualen des
Minoritenklosters, den Pater Hyacinthus Pfister, der 1786 starb. Überrascht
bleibt der Besucher vor einer alten hölzernen Tür stehen. Ein darauf angebrachtes
Chronogramm (Zahlbuchstabenschrift) lautet: „Marte arDente ClaVstro perVsto
Vna VetVsta serVata fVI fortis perstitl 1689" (Als die Kriegsfackel loderte und
das Kloster niedergebrannt wurde, bin ich, ehrwürdig durch das Alter, allein
erhalten geblieben und habe tapfer widerstanden). Die großen Buchstaben sind
zugleich Zahlen und ergeben die Zahl 1689.

Diese Tür ist jedoch nicht der einzige Rest des 1689 zerstörten Klosters. In der
Kreuzgangkapelle, auch Gruftkapelle genannt, besitzt es ein kostbares Kleinod
spätgotischer Baukunst. Es ist ein kleiner dreischiffiger Hallenraum aus rotem
Sandstein. Die vier schlanken Säulen, die ein in neun Felder gegliedertes Gewölbe
tragen, ruhen auf hohen polygonalen Sockeln und gehen ohne Kapitell unmittelbar
in die profilierten Rippen über, die an den Wänden spitz auslaufen und
deren Schlußsteine mit Fratzen und Rosetten geschmückt sind. Die schlanken,
spitzbogigen Fenster sind mit Kleeblattbogen-Maßwerk versehen. Der Raum ist
leider stark übermalt, so daß die räumliche Wirkung beeinträchtigt wird. Im
Chörlein erhebt sich eine Holzplastik, die Madonna mit dem Kinde. Man hält
das neugefaßte und stark überarbeitete Kunstwerk für eine Schöpfung aus dem
Anfang des 16. Jahrhunderts. Auf die Gestaltung des faltenreichen Gewandes
ist besondere Sorgfalt verwendet worden.

Während der Ostflügel des Kreuzganges den Konvent beherbergt, dienen die
Gebäulichkeiten, die einen sich nach Norden öffnenden Hof umschließen, dem
Internat, der Schule und der Verwaltung. Im Empfangssaal hängen wertvolle
Ölgemälde, die u. a. die Kaiserin Maria Theresia, deren Gemahl Franz I. und
Sohn Joseph II. sowie Tochter Marie Luise mit ihren Kindern darstellen. Das
mit gefälliger Stuckdekoration versehene Refektorium enthält Reliefbilder des
hl. Abendmahls und aus dem Leben des hl. Franziskus.

Das Komödienhaus steht nicht mehr. Seit den 70er Jahren war die städtische
Handelsschule darin untergebracht. Als diese 1933 ihr neues Heim in der Oken-
straße bezogen hatte, wurde es dem weiblichen Arbeitsdienst zugewiesen. Nach

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