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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 192
(PDF, 59 MB)
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kann. Unter der später aufgesetzten Bekrönung steht eine vergoldete Holzfigur
des heiligen Benediktus.

Stilistisch gehört unser Altar zu den sogenannten Cressent-Möbeln. Die unter
dem Einfluß des berühmten französischen Möbelkünstlers Charles Cressent 1685
bis 1766 entstandenen Möbelstücke sind leicht zu erkennen durch hohe, geschweifte
Füße, die in den tragenden Teil organisch übergehen. Die meisten, besonders die
späteren, haben auch geschweifte Flächen. So ist auch auf unserem Altar die obere
Fläche des Kommodenteiles ein- und die untere ausgewölbt, wodurch die typische,
„en arbalete" genannte, geschwungene Umrißlinie hervorgerufen wird. Die An-
und Abschwellung wiederholt sich mehrmals, so an den gewellten Flankierungen
des Aufsatzes, an den pilasterähnlichen Schrägwänden des Schreines, am geschweiften
Profilgesims und an der Bekrönung, wodurch ein Gefühl wohltuender Ausgeglichenheit
erreicht wird.

2. Bei der Suche nach den Wappen des beschriebenen Altars und etwaigen
Vergleichsstücken fand sich auf einem Kästchen im Museum des Klosters das
gleiche Wappen von Schlüssel und Schwert gekreuzt, verbunden mit einem anderen
Abtswappen: auf felsigem Dreiberg, über Halbmond, ein Kreuz mit doppeltem
Querbalken, beseitet von je zwei Fünfsternen. Nach freundlicher Auskunft
von Herrn Oberlehrer Smets in Schwarzach ist der Inhaber dieses Wappens
Abt Bernhard Steinmetz, der von 1711—1729 regierte und dessen erhaltener
Grabstein in der Schwarzacher Kirche das genannte Wappen zeigt.

Dieses Holzkästchen, 17X18X18 cm groß, trägt in schwarz-rot-goldener
Lackmalerei auf vier Seiten das genannte Wappen. Die Rückseite ist in Anlehnung
an den Zeitgeschmack mit einer chinesischen Landschaft verziert. Die geteilten, mit
Metallfolie belegten Innenfächer beweisen durch den heute noch anhaftenden
Duft eindeutig, daß das Kästchen zur Aufnahme von Tabak bestimmt war. Es
stand wohl auf dem Studiertisch des baulustigen Abtes, der die wertvolle alte
Klosteranlage niederreißen und durch den kostspieligen Barockbau ersetzen ließ,
der dann wenige Jahrzehnte später durch die Barbarei der damaligen staatlichen
Stellen ebenfalls vom Erdboden verschwand. Nur der kleine Zeuge, das Tabakkästchen
, hat all diese Zeiten überdauert und träumt nun im Lichtenthaler Klostermuseum
vom Wandel der Geschehnisse und der Sonderbarkeit der Menschen.

3. Wenn die Angaben stimmen, sind auch die zwölf Holzfiguren über dem
Lichtenthaler Chorgestühl dem Kloster Schwarzach zuzuweisen. Sie stellen
Maria als Himmelskönigin und elf Heilige des Benediktinerordens dar und haben
ohne Sockel eine unterschiedliche Höhe von 48—52 cm. Nach der Lichtenthaler
Chronik wurden sie am 12. August 1860 von der Herzogin Hamilton geschenkt
mit dem Bemerken, daß dieselben „aus dem Nachlaß der Großherzogin Stephanie
(mrer Mutter) seien und aus dem Kloster Schwarzach stammen sollen". Die Figuren
aus gefirnißtem Nußbaumholz sind etwas derber gearbeitet als die Schnitzereien
des Altares. Wo sie in Schwarzach aufgestellt gewesen waren, darüber
läßt sich kaum eine Vermutung aufstellen. Sie könnten die Abts- oder Brüderkapelle
, vielleicht auch das Sprechzimmer, die Bibliothek oder eine Außenkapelle
ceziert haben.

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