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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 267
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Das Organisatorische ändert sich

Auch das Scheiterholzunternehmen hatte das Gewicht der aktiven Schiffer
verstärkt. Sie wirkten als führende Gruppe zusammen, traten oft nach außen im
Geschäftsverkehr geschlossen in Erscheinung. Sie machten aus dem früheren
Schiffertag eine moderne Generalversammlung (erstmals 1842), einberufen
vom VR nach Bedarf, also mehrmals im Jahr. Nur für Vermögensverfügungen
oder Satzungsänderungen, gesamtorganisatorische Fragen kamen später noch die
Nichtaktiven dazu, für welche die Beschlüsse der Generalversammlung ebenso
bindend waren. Insofern war die Generalversammlung das Willensorgan der
gesamten MSch. Zur Aufnahme als aktiver Schiffer war ein förmliches Gesuch
erforderlich, auch für die Söhne der Schiffer. Die aktiven Schiffer bewarben sich
um gelehnte Händel von Nichtaktiven, wodurch sie ein weiteres Unternehmen
aufbauten, das über den eigenen Besitz an Schifferrechten hinausgriff.

An die Stelle der alten „Ordnung" trat das bescheidenere Gebilde der Satzungen
.

Die Eisenbahnfrage

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts trat als neue geschichtsbildende Kraft die Eisenbahn
in das Leben der MSch. Die Schiffer erkannten bald, daß durch eine Eisenbahn
der Holzversand noch wesentlich flüssiger abgeleitet werden könnte als durch die
schwerfälligen Fuhrwerke und die verlustreiche Flößerei, obgleich sie nicht verkannten
, daß sie damit den gefährlichsten Konkurrenten ihres Flößereiwesens
förderten. Sie veranlaßten daher seit 1852 verschiedene Gesuche mit geschenkweisen
Angeboten an den badischen Landtag, eine Bahn durchs Murgtal zu bauen.
Als sie aber wegen vordringlicherer, anderweitiger Planungen noch zu lange
warten sollten, waren es besonders die Schiffer, welche die Bevölkerung des
Murgtals zu entschlossener Selbsthilfe aufriefen. Einer nahm die Sache in die
Hand, gab Eisenbahnaktien aus und sammelte Eigenkapital zum Bau der Privatbahn
Rastatt—Gernsbach, wozu die MSch als Hauptspenderin 150 000 Gulden
durch Aktienübernahme zeichnete. 1860 wurde der aktive Schiffer C. A. Kast in
den VR der Murgtalbahn abgeordnet. Die Bahn wurde 1869 eröffnet, nach der
Übernahme durch den Staat 1910 bis Forbach, 1915 bis Raumünzach geführt, dem
damaligen Hauptlagerplatz der Schiffer. Die MSch bemühte sich energisch für den
baldigen Weiterbau nach Kirschbaumwasen und schließlich für den 1929 erfolgten
Anschluß an die württembergische Murgtalbahnstrecke. Dadurch war der früher
so abgelegene Schifferwald an den schnellen Fernverkehr angeschlossen.

Neue Regelungen in der Flößerei

Das schifferschaftliche Streben ging nach Wiedererlangung des ausschließlichen
Floßrechts auf der Murg. Es entsprach daher nicht ganz ihren Wünschen, wenn
die 1. Floßordnung auf der Murg 1852 die alte „Ordnung" von 1626 als veraltet
grundsätzlich aufhob, das Floßrecht unmißverständlich als staatliches Hoheits-

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