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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0028
der Zeit, daß der Ort einen Lehrer bekam. Für dieses Amt meldete sich Johann
Friedrich Wessinger aus Birkenfeld im Württembergischen. Der Mann war von
Beruf Schuhmacher, fühlte aber den Drang zum Lehrer in sich. Er war in Ding-
lingen seßhaft geworden und hatte dort auch eine Braut. Sein Vermögen gab er
mit 800.— Gulden an, die Braut würde weitere 400.— Gulden beisteuern, und
der Schwiegervater wollte 6 Sester Feld, nahe bei Langenwinkel gelegen, zur
Verfügung stellen. Bei etwas Landwirtschaft, dem Lehrerberuf und seiner Schusterarbeit
glaubte Wessinger ein genügendes Auskommen zu haben.

Die Behörde wollte sich verständlicherweise den Schulamtsbewerber etwas näher
ansehen und ließ ihn aufs Oberamt nach Lahr kommen. Er sollte einige Proben
seiner Rechenkunst vorlegen, bei denen man sich zugleich auch ein Bild von seiner
Handschrift machen könnte. Wessinger legte Proben im „Nummerieren, Addieren,
Muldiblicieren, Subtrahieren und Dividieren" vor und rechnete unter anderem
aus, „wieviel 77 Pfund Dabak kosten, wenn ein Pfund 24 Kreuzer kostet". Das
Ergebnis der Prüfung war nicht gerade erhebend, zum mindesten, was Schrift und
Rechtschreibung betraf. Der Landschreiber Koch in Lahr, der selber wie gestochen
schrieb, war entsetzt darüber, und in der Tat, Wessinger konnte damit keinen
Staat machen. Immerhin glaubte man bei Wessinger „einen munteren, aufgeweckten
Kopf" zu erkennen, der sich mit der Zeit im Unterrichten zurechtfinden würde.
Vorläufig schien die Sache dem Oberamt ziemlich bedenklich.

Nicht so den Gemeindevertretern von Langenwinkel. Sie waren der Ansicht,
daß ein Schuhmacher eine der notwendigsten Personen an einem Ort sei, und
wenn ein solcher zugleich noch den Lehrer spielen könne, dann sei er „ein äußerst
nützliches Subjekt". Ihnen war Wessingers Schrift und Rechtschreibung gut genug,
und sie stellten fest, daß es „unter Handwerkern ein seltener Fall sei, daß einer
zugleich auch die Geschicklichkeit habe, fertig schreiben und rechnen zu können".
Auch von anderer Seite kamen gute Zeugnisse über Wessinger, und so wurde er
1798 von Wiesbaden, der Regierungszentrale der nassauischen Lande, aus als
Schullehrer in Langenwinkel angenommen. Seine Besoldung: er sollte von jedem
Bauern jährlich einen Sester Frucht erhalten, von jedem Taglöhner einen halben
Sester, dazu von jedem Kind, das bei ihm zur Schule ging, wöchentlich 2 Kreuzer.
Man einigte sich auf eine quartalsweise Zahlung von jeweils 18 Kreuzern, wie dies
auch in Lahr und Altenheim gehalten wurde.

Wo Kinder unterrichtet werden sollen, braucht man auch ein Schulhaus. Die
Vorbereitungen für den Schulhausbau gehen auf das Jahr 1806 zurück, den Bauplatz
hatte man bereits 1803, wohl als eine Schenkung der Ortsherrschaft. Doch
scheint der Bau nicht vor 1811 fertiggestellt worden zu sein. In diesem Jahr verzeichnete
das Oberforstamt eine Abgabe von Bauholz für den Schulhausbau im
Werte von 223.— Gulden.

Die Schulhausfrage hatte sich bereits 1798 gestellt, nachdem Wessinger als Lehrer
angenommen worden war. Den Kindern des Ortes sollte ja der lange Schulweg
nach Dinglingen erspart werden. Aber es war im Ort kein „schickliches Locale"
aufzuweisen, und der Unterricht in einer Scheuer war nur als klägliche Notlösung

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