Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0064
Dem jungen Bürgermeister — Hermann war erst 34 Jahre alt — stellten sich
große Aufgaben. In den 28 Jahren seiner Amtszeit wurde aus dem Amtsstädtchen
mit 9000 Einwohnern ein modernes Gemeinwesen mit 16 500 Seelen. Er hob die
Stadtverwaltung aus ihrem patriarchalischen Charakter heraus und baute sie nach
den Grundsätzen moderner Kommunalpolitik aus. Aber sämtliche Dienststellen
befanden sich noch im Rathaus, in dem noch Platz war für die Wohnung des
Bürgermeisters. Die wichtigsten Vorhaben, die verwirklicht wurden, waren die
Erwerbung des Gaswerks, das im Privatbesitz war, Verbesserung der Stadthygiene
durch die Schwemmkanalisation und Kläranlage, Bau der Kaserne, des Lazaretts
und des Exerzierplatzes infolge der Aufnahme einer Garnison, Bau des Schlachthofes
, Umbau des Bahnhofes, Neubau des Krankenhauses und der Oberrealschule
(heute Schiller-Gymnasium), Gestaltung der städtischen Anlagen, um die sich
Stadtrat Monsch sehr verdient machte, Festlegung des neuen Stadtbauplanes und
bauliche Erweiterung der Stadt besonders in nördlicher und östlicher Richtung.
Einige Industriebetriebe ließen sich nieder.

Hermann mußte auch manche Widerstände überwinden und Enttäuschungen
hinnehmen. Schon in seinem fünften Dienstjahr brach eine Vertrauenskrise aus.
Als es in einer Bürgerausschuß-Sitzung zu ernsten Auseinandersetzungen gekommen
war, erklärte er am 5. April 1897 seinen Rücktritt. Die Öffentlichkeit war
bestürzt. Auch Michael Armbruster, der geschäftsführende Gemeinderat, stellte die
Vertrauensfrage und drohte mit Rücktritt. Eine Bürgerversammlung in der
„Michelhalle" sprach dem Bürgermeister das Vertrauen aus. Hermann zeigte sich
nun bereit, seinen Entschluß zu ändern; aber im Hinblick auf die starke Entwicklung
der Stadt forderte er einen zweiten Bürgermeister. Er konnte sich auf den
Paragraphen 18 der Gemeindeordnung berufen. Dieser bestimmte, daß in Gemeinden
über 4000 Einwohnern der Bürgerausschuß auf Antrag des Gemeinderats die
Wahl eines 2. Bürgermeisters beschließen könnte. Der Bürgerausschuß kam Hermann
entgegen. Alle 66 erschienenen Mitglieder stimmten für den Antrag. Die
Wahl, die vom Bezirksamt auf den 7. Oktober festgesetzt wurde, verlief jedoch
ergebnislos. Dies nahmen 21 Ausschußmitglieder zum Anlaß, den Antrag zu stellen
, daß das Provisorium (d. h. der älteste Gemeinderat ist Stellvertreter des
Bürgermeisters) noch 1—2 Jahre beibehalten werde. Dann sollte zur Wahl eines
2. Bürgermeisters geschritten werden, der durch seine technische Vorbereitung
die Gewähr biete, daß das Stadtoberhaupt wirksam entlastet werde. Der Gemeinderat
schloß sich diesem Vorschlag an. Die auf den 19. Oktober anberaumte
Wahl wurde abgesetzt und fand erst nach den Gemeinderatswahlen am 28. Januar
1898 statt. Von den 66 abgegebenen Stimmen erhielt Privatier August Adrion 39
und war damit zum 2. Bürgermeister gewählt.

Hermann wurde nach Ablauf seiner Dienstzeit am 18. März 1902 mit 89 von
90 Stimmen wiedergewählt. Auf seinen Wunsch beschlossen Gemeinderat und
Bürgerausschuß am 24. März bzw. 2. April 1902 für Offenburg die Annahme der
Städteordnung, die am 27. August staatlich genehmigt wurde und am 1. Januar
1903 in Kraft trat. Nach deren Annahme war es gesetzlich zulässig, die Amts-

62


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0064