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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0082
Grimmelshausen war erster Offenburger Postmeister

Vor 1716, resp. 1715, rechneten die Zeller Stättmeister mit dem Postamt Schaff-
hausen ab. Auch nach Lahr wurden Boten geschickt und ihnen Postgelder mitgegeben
. In den Rechnungen liest man dann von ausgezahltem „Lauft- und
Warthgelt". Zwei Gulden „Trinckhgelt Vor das Newe Jahr" bekam auch der
jeweilige Schaffhauser Postillion jährlich in die Hand gedrückt, der von Hornberg
nach Biberach „reutet". 1713 und 1714 wurden mit dem Postamt Schaffhausen
130 Gulden verrechnet, u.a. auch für Brief- und Zeitungsgelder. Von einem
Offenburger Postamt aber war vor 1715 noch keine Rede. Wenn wir also die
genannten Stadtrechnungen Zells zugrunde legen, war Grimmelshausen tatsächlich
der erste Postmeister in Offenburg.

Keine Postkutschenromantik für einen Postmeister

Für einen Postmeister im 17. und 18. Jahrhundert war sein Amt nicht eitel Lust
und Wonne, denn das Reisen auf Reitpferden, später dann in Galeschen und
Kutschen, und die Beförderung von Briefen, Geld, Pretiosen und anderen Wertgegenständen
in Felleisen und Postpacken waren unsicher, unbequem und teuer.
Für einen Postbeamten der damaligen Zeit brachte das meist Ärger mit sich, wie
die Reklamationsbücher in den Posthaltereien ausweisen. (Bis zum Jahre 1818
war das Auflegen dieser Beschwerdebücher Pflicht.) Da beschwerten sich die Leute
u. a. über die hohen Taxen, über die Langsamkeit der Beförderung, über die
Umständlichkeit bei der Einlieferung der Postsendungen, über ungeeignete Kursregelungen
und unsichere Anschlußverbindungen. Auch übermäßige Nebengebühren
wie Trink-, Schmier-, Chaussee- und Brückengelder, der sog. Packenkreuzer und
Postscheingebühren dienten nicht dazu, sein Amt zu erleichtern.

Andrerseits standen die Reisenden auch oft unter der Fuchtel des Postmeisters.
„Und was der Posthalter an Grobheiten sparte, brachte der Postillion sicher in
doppelte Anwendung", lesen wir in einer zeitgenössischen Schilderung. Saß dann
der Reisende erst einmal im holpernden, rüttelnden Postwagen, dann erwies sich
oftmals der „Schwager hoch auf dem Bocke" als ein grobklotziger Bursche, der
die Fragen nur mürrisch und widerwillig beantwortete. Das muntere Stücklein,
das er auf seinem Horn blies, variierte im Kunstgenuß, je nach eingegangenem
Trink- und Schmiergeld. So heißt es in der schon genannten Reiseschilderung von
17756) weiter:

„Hinter Schwetzingen hören die guten Wege auf, es sind sehr ausgefahrene
Straßen, die das Regenwetter noch unwegsamer macht. Die Strecke Rastatt -
Straßburg ist gut, aber die Gasthöfe von Herzen schlecht. Und der Postillion
heulte auf dem Posthorn fürchterlich."

Über das Verhalten der Postmeister im Dienst ist das Rastatter Rundschreiben
von 1798 des Oberpostamtdirektors von Vrints-Berberich sehr aufschlußreich.

6) „Bemerkungen eines Reisenden durch Deutschland in Briefen", Altenburg 1775.

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