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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0111
gesetzte Saatkartoffelmenge im Herbst geerntet werden konnte. Da die Kartoffeln
damals das Hauptnahrungsmittel waren, war die Auswirkung katastrophal. Die
Ursache dieser Mißernten in den genannten Jahren war die Kartoffelkrautfäule,
die durch den vielen Regen hervorgerufen wurde. Die Revolutionsjahre und die
Einquartierungszeit des Militärs verschlimmerten die Not noch, so daß viele vermögende
Leute in Gant gerieten und ihre Häuser und Besitztum zum Teil zwangsweise
versteigert wurden. Wenn begüterte Familien nicht mehr wußten, woher
sie Brot und sonstige Nahrung nehmen sollten, kann man sich die Not der ärmeren
, kinderreichen Familien leicht vorstellen.

Nach einem vorliegenden Bericht des Bürgermeisteramts Nordrach an das Bezirksamt
Gengenbach vom 21. März 1852 hat die Gemeinde Nordrach in diesen
Hungerjahren Getreide und Mehl aufgekauft und zu Brot gebacken, das an die
hungernden und verarmten Familien ausgegeben wurde, wobei wöchentlich sechs
bis acht Personen zusammen zwei große Laibe Brot erhielten. In geschlossenen
Gemeinden wurden damals sogenannte „Suppenanstalten" eingerichtet. Dies war
aber in dem weitläufigen Nordrachtal nicht möglich. Wie ferner aus dem oben
erwähnten Bericht zu ersehen ist, kamen viele Kinder ohne jegliche Nahrung zur
Schule.

Wie zuvor schon erwähnt, verzichteten viele Auswanderer auf die Auswanderungsgenehmigung
. Sie verkauften zum Teil ihre Habseligkeiten, weil ihnen von
gewissenlosen Menschen (Scheinagenten) vorgeredet wurde, sie würden von Frankreich
oder Holland aus kostenlos in die Neue Welt befördert. In Le Havre war der
Andrang so groß, daß ständig 1200 bis 1300 Auswanderer auf die Überfahrt
warteten. Die umliegenden Ortschaften waren durch die vielen Auswanderer alle
überfüllt. Zu allem Unglück war auch noch die Cholera ausgebrochen, wodurch
das Elend noch vermehrt wurde. Viele der Auswanderer hatten durch die langen
Wartezeiten die kleine Summe Geld, die sie zum Teil für die Uberfahrt und zum
Unterhalt bei Ankunft in Amerika vorgesehen hatten, verbraucht. Hierdurch
wurden sie genötigt, dort jede Arbeit anzunehmen, die ihnen geboten wurde.

Bei den Akten befinden sich auch Briefe von Auswanderern, in denen dieselben
zum Teil ihre trostlose Lage bei Ankunft in Amerika schildern. Diese Briefe
mußten, um den zuvor geschilderten Zuständen abzuhelfen, von den Auswanderern
den Behörden vorgelegt werden, zum Nachweis, daß sie in Amerika Verwandte
hatten, die bei Ankunft in der ersten Zeit für sie sorgen würden und bei Mittellosigkeit
auch die Überfahrtskosten bezahlten. Konnten sie diesen Nachweis nicht
erbringen, so wurde die beantragte Auswanderungsgenehmigung nicht erteilt. Auswanderer
, die weder schreiben noch lesen konnten, traf es besonders hart. Diese
Briefe werden zum Teil im Auswandererverzeichnis bei den betreffenden Auswanderern
im Wortlaut wiedergegeben, damit die Nachkommen dieser Auswanderer
, die einst in großer Notzeit ihr Vaterland verließen, zum Teil auch
zwangsweise verlassen mußten, die großen Schwierigkeiten ersehen können, die
den ausgewanderten Vorfahren im fremden Lande harrten. Eine Wiedergabe all
dieser Briefe ist natürlich nicht möglich.

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