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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0232
Der Historiker wird vielleicht sagen: eine etwas paradoxe Einweihung, zum
mindesten ein liebenswürdiger Anachronismus. Denn im Grunde wurde nichts
Wesentliches an und in diesem Saal geändert oder gar neu, nach irgendwelchen
modernen Plänen gebaut. Und tatsächlich: es war eine zunächst an sich rein
aktuelle, eine lediglich technische Angelegenheit gewesen. Und die Veranlassung
dieser Wiederherstellung des großen Saales hinter den acht dekorativen klassischen
Säulen Weinbrenners: keineswegs irgendeine Angelegenheit des Denkmalschutzes
oder einer baukünstlerischen Heimatpflege. Sondern eine durchaus mittelbare Folge
so moderner Notwendigkeiten, wie es die Regelung des sogenannten ruhenden
Verkehrs durch eine neue Tiefgarage ist.

Dennoch: niemand wird bestreiten können, daß neben diesem verkehrstechnisch
übrigens hervorragend konstruktiv und organisatorisch gestalteten Bunkerbau
für dreihundert Wagen unter der großen Fläche des Kurgartens vor dem Weinbrennerbau
nicht doch Ideen zu solcher kultureller Tatbereitschaft mitbestimmend
gewesen sind. Und sie haben schließlich den heutigen, nicht eigentlich in neuer
Form gestalteten, sondern besser: einen in seinem ursprünglichen, echten, wein-
brennerischen Ausdruck geformten Saal wiederhergestellt.

Die Vorgeschichte

Will man vom Standpunkt auch einer historisch erkennbaren und geschichtlich
betonten Sicht aus die besondere Bedeutung dieser keineswegs nur restaurativen
und schon garnicht konservierenden modernen Denkmalpflege verstehen, so muß
man den Blick zurückwenden zu den Anfängen in der Baugeschichte des großen
Hauses, das in der Historie der Stadt und des Kurortes eine so bedeutsame Rolle
gespielt hat — wie etwa anderswo Burgen und Schlösser, Klöster und Dome.
Und eben deshalb ist es mehr als nur ein historizierendes Vergnügen, zurückzublenden
, als handle es sich nur um die Fabel eines Films — aber vielleicht ist es
sogar so etwas wie eine filmische Dokumentation.

Im Herbst des Jahres 1689 lag die uralte Stadt der heißen Quellen in pago
Austriacensi und der antoninischen Bäder, wie die Thermen des Caracalla in den
Weißenburger Urkunden hießen, bis auf die Grundmauern zerstört; die Einwohner
waren geflohen, Heimatvertriebene des 17. Jahrhunderts. Der Fürst,
Markgraf Ludwig Wilhelm, der Türkenlouis, kämpfte in Ungarn, um das Reich
vor dem Osten zu schützen.

Fast hundert Jahre dauerte der recht allmähliche Wiederaufbau. Markgrafenbaden
war seit einem halben Jahrhundert nicht mehr Residenz der bernhardini-
schen Zähringer. Ein fast vergessenes Badestädtlein. Aber dann, um die Mitte des
18. Jahrhunderts, regte sich der Wille, wieder zu sein, was man im Mittelalter
war: ein bekanntes, beliebtes, viel besuchtes Bad. So entstand, was man lange
später „Baden-Baden links der Oos" nannte. Man baute, jenseits der Quellen am
Florentinerberg, vor den Mauern und Toren der Stadt, abgelegen von den Badhäusern
und Badherbergen „eine Stätte der Erholung und des Vergnügens": Das

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