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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0233
Promenadehaus. Daneben, um 1800, ein höchst bescheidenes hölzernes Theater,
das Carl Maria von Weber nur mit einigem Herzklopfen besuchte.

Und dann, um 1820, ward aus Promenadehaus und Theater jenes vornehme,
langhin gestreckte, in klassizistischer „Stiller Größe und Edler Einfalt" geplante
und gebaute Werk Friedrich Weinbrenners — das Conversationshaus Und damit
beginnt in der noch bescheidenen Repräsentation seiner Zeit, was knapp ein
halbes Jahrhundert später, prunkhaft, stolz und weltbekannt, la Capitale d'ete
(= Europas Sommerhauptstadt) de l'Europe genannt werden wird.

Eine folgenschwere Entscheidung

Ende des 18. Jahrhunderts war nämlich das kleine Baden-Baden (noch hieß es
Baden bey Rastadt) wieder entdeckt worden: von keinem geringeren als dem
Rastatter Kongreß, der den Frieden zwischen dem feudalistischen Deutschland
und dem revolutionären Frankreich bringen sollte — und mit einem Gesandtenmord
schloß. Aber davon abgesehen: in Rastatt verhandelt, in Baden spielt der
Kongreß. Denn hier gab es eine konzessionierte Spielbank für internationale
Hazardspieler. Und so traf man sich abends hier, im Promenadehaus. Sogar Seine
Exzellenz, der Konsul Napoleon Bonaparte, kam gelegentlich herüber und übernachtete
im Badhotel zum Hirsch.

Allmählich steigen die Zahlen der Gäste. Das Promenadehaus ward bald zu
klein: es fehlte ein großer Tanzsaal, es fehlten kleine Spielsäle. Aber die Stadt
hatte kein Geld zum Bauen.

Der Staat half. Und so ging mit der Erweiterung des Promenadehauses 1803
durch Weinbrenner Haus und nächste Umgebung von der Stadt an den Staat
über — schon war Karl Friedrich Kurfürst, bald sollte er Großherzog heißen.
Aus der neuen Rechtslage des Baden links der Oos ergab sich gar bald die Tatsache
, daß nicht mehr die Stadt, der Bürgermeister und seine Räte, daß nicht die
Gemeinde bestimmte, sondern der Fürst in Karlsruhe, was in Baden „Kurort" zu
sein hatte. Die Thermalquellen und die Bäder, hier zum Teil als Bäderlehen vergabt
, gehörten als markgräfliches Erbe seit mindestens tausend Jahren ohnehin
dem Fürsten.

Hiermit beginnt eine neue, vorwiegend baulich bestimmte, im Sinne jener Tage
moderne Entwicklung der alten Kurstadt. Zwar standen um 1820 noch Stadtmauer
, Tore und Türme: das mittelalterliche Baden in seinem reizvollen Aufbau
den Schloßberg hinauf, wie es Merian gezeichnet hat. Nun aber entwickelt die
neue Regierung in Karlsruhe neue Pläne — und Friedrich Weinbrenner wird der
Mann, den man beauftragt, dies „neue Baden bey Rastatt" zu schaffen.

Die frühesten Pläne Weinbrenners zur Modernisierung der Kurstadt reichen bis
in die Zeit um 1810 zurück. Die Großherzogliche Badeanstalten-Commission
erwarb am 27. Juli 1812 von dem damaligen Murgkreis-Direktor Freiherrn von
Lassolaye sein zwischen dem Friesenberg und dem Oelbach — der Oos — beim
Promenadehaus liegendes Hofgut samt Gebäuden für 18 000 fl., da „die Acqui-
sition für eine Baad-Anlage nützlich sei". Es war etwa das Gebiet des heutigen

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