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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0238
Saal an großer, neuester, stets moderner, umstrittener Tonkunst erklang in all den
Jahrzehnten bis 1917, was so oft als Uraufführungen der ganz großen Komponisten
von hier aus in die musikalische Welt der europäischen Großstädte hinaus
erklang, in den Tagen der Benazets und in den Jahren um 1900; es mag auch hier
genügen, einige Namen zu nennen: Berlioz, dessen großer und einziger Mäzen
Benazet hieß; Liszt, Richard Wagner; der Kreis um die Sängerin Garcia-Viardot —
mit dem Freund Turgenjew und dem großen Adel aus allen europäischen Staaten
als Publikum ihrer Matinees ein Kapitel für sich. Eine andere, aber nicht minder
musikalisch bedeutsame Welt gab es um Brahms und seine Freundin Clara
Schumann. Und sie alle publizistisch gemanagt durch den Redakteur des „Badeblatts
", Richard Pohl — dem ersten „Wagnerianer". Es gab auch keinen großen
Dirigenten, der nicht hier, im Weinbrennersaal, umjubelt wurde; sie alle gastierten
und musizierten in diesem Saal als Gast des seit 1872 städtischen Orchesters.
Höhepunkt des musikalischen Lebens aber waren 1880 das Tonkünstlerfest des
Allgemeinen Deutschen Musikvereins, das Baden-Badener Musikfest 1906 mit
Richard Strauss, das Brahmsfest 1910 mit Fritz Steinbach, das Beethovenfest 1911
mit Weingartner und ein Mozart-Schubert-Fest 1912 mit Ernst von Schuch. Und
dann kam das Ende der großen festlichen Konzerte in dem Saal, den vor fast
hundert Jahren Friedrich Weinbrenner geschaffen hatte: Der Neubau und Ausbau
des Kurhauses durch den Karlsruher Professor Stürzenacker brachte den sogenannten
Großen Bühnensaal — nun ward er der festliche Rahmen für festliche
Musik in Baden-Baden.

Einsturzgefahr im Gartensaal?

Fast anderthalb Jahrhunderte sollten vergehen, bis der Gartensaal des Kurhauses
— so ward der Große Saal im Conversationshaus Weinbrenners in den
letzten Jahrzehnten genannt — zu einem höchst aktuellen, ja, sensationellen
Gesprächsstoff wurde. Die Veranlassung kam von außen her: es ging um den Bau
einer Tiefgarage, die unter der großen Wiese des Kurhauses angelegt und unmittelbar
unter die acht gewaltigen dekorativen Säulen vor dem Saal geführt
werden sollte.

Der Bau war an sich eine Angelegenheit der Bäder- und Kurverwaltung, im
Rahmen einer großen, kurörtlich betonten Planung des Staatlichen Hochbauamtes
. Sie soll — ein Fünfzigmillionen-Projekt — durch Abbrüche, Umbauten,
Neubauten, ein neues, ein modern technisiertes Baden-Baden schaffen: historisch
eine Art Gegenstück zu dem, was Weinbrenner zwischen 1800 und 1830 als das
klassizistische Baden geschaffen hatte.

Selbstverständlich beschäftigte sich mit diesem Projekt, angesichts der organischen
Verklammerung von Stadt und Kurort, auch der Gemeinderat. In einer an
sich nicht öffentlichen Sitzung, an der aber angesichts der Bedeutung der Frage
auch die Presse teilnahm, es war im September 1965, wies nun der Verfasser dieses
Aufsatzes — in seiner Eigenschaft als Stadtrat — auf die möglichen Gefahren
hin, die sich einstellen könnten, wenn man nicht rechtzeitig alle heute gegebenen

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