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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0247
gegenübergestellt, graziös und puttengleich als Prüfstein und als ewig weibliche
Polarität durch Jahrhunderte.

Die Muse des 18. Jahrhunderts ergötzt und entrückt uns in diesem Bild in die
frohe Laune heiteren Barocks von Attika hinauf in den unwirtlichen Norden.

Auf diesem Sockel erkennen wir auch die menschliche Tragödie eines Weisen
als den Gewandelten und Bewunderer holden, artigen Liebreizes. Das nicht gerade
olympische Gelächter in den Bauhütten ist längst verstummt, nachdem dieses Werk
auf Kosten dieses Sonderlings gelungen war. Am Ende waren die Steinmetzen
keine geringeren Philosophen!

Die immer wiederkehrende heitere Jahreszeit und der ewige Frühling werden
unserem Diogenes das Licht spenden für seine Laterne und für seine betörende
Wache am Schloßaufgang zu Rastatt durch weitere Jahrhunderte als der vom
antiken griechischen Humor viel belächelte weise Philosoph.

Die Steinbildnisse am Rastatter Schloß

von Alfred Schlotthauer

Diese Plastiken bilden eine einzigartige Synthese mit der Architektur des
Schlosses, an die sie gebunden sind. Wie bei den meisten Bauwerken jener Epoche,
bei denen sie angewandt wurden, erheben sie sich nur wenig über das Niveau
des Dekorativen. Figur für Figur betrachtet, ist ihnen ihr Genius nicht abzusprechen
und von ihren Schöpfern auch mitgegeben worden auf ihrer langen Reise
durch die Jahrhunderte, und es ist vielleicht eine dankenswerte Aufgabe, einmal
diesen geheimen Wegen der Steinhauer nachzugehen.

Über die Geschichte dieses Figurenwerkes, über ihren oder ihre Schöpfer, über ihr
Entstehen und über die Herkunft ihres Gesteins gibt das dürftige Quellenmaterial
der Schloßbauakten keine Auskunft.

Was also den Skulpturenreichtum anbetrifft, so vermögen auch Vermutungen
diesen Bereich des Schloßbaues nicht zu erhellen. Wir können auch nur die Tatsache
konstatieren, daß uns beim Betreten des Schloßhofes dieser Schmuck in
seiner Vielheit von den Simsen, Risaliten und Rampen herab ungemein beeindruckt
, als Bauformen, die ohne Zweifel italienische Steinbildhauer über Österreich
an den Oberrhein brachten.

In einem Stich von D. E. Rossi des Jagd- oder Lustschlosses, das dem andersartigen
Bauentschluß des Markgrafen Ludwig Wilhelm vorausgegangen und dann
schließlich zugunsten des jetzigen Schlosses wieder abgerissen wurde, war die
langweilig wirkende Horizontale des italienischen Dachsimses durch Sandsteinfiguren
aufgegliedert. So zeigt es der Stich. Füglich wird Rossi, als der eigentliche

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